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Soll in wenigen Jahren auch im Zoo Zürich zu sehen sein: Koala (der zwar Beutelbär genannt wird, aber kein Bär, sondern ein Beuteltier ist). Bild: PD

Platz für Beutelbären

Von: Sacha Beuth/Zoo Zürich

21. Januar 2015

Am Mittwoch stellte der Zoo nicht nur den jüngsten Spross der Spitzmaulnashorn-Familie vor, sondern auch, wie deren Anlage künftig genutzt wird. Die Nashörner sollen den Zürichberg nämlich verlassen und deren Afrikahaus in ein Australienhaus mit Känguruhs, Lori-Papageien und Koalas umgebaut werden.

Die Meldung erscheint nur als Randnotiz auf dem Presstext des Zoos, ist aber eine eigentliche Sensation. Der Zürcher Tiergarten plant die Anschaffung von Koalas! Die charismatischen Beuteltiere sollen zusammen mit anderen Vertretern der australischen Fauna ins ehemalige Afrikahaus ziehen, sobald dieses zum Australienhaus umgebaut wurde. Die Planung zur Umnutzung des Gebäudes ist bereits angelaufen. Wenn alles wunschgemäss läuft, soll die neue Anlage in zwei, drei Jahren realisiert sein.

Die Koalas wären dann die ersten, die jemals in einem Schweizer Zoo lebend gezeigt werden. Lange galt die Gefangenschaftshaltung der teddybärähnlichen Tiere ausserhalb ihrer Heimat Australien als unmöglich. Als Nahrungsspezialisten sind sie auf die Blätter weniger Eukalyptussorten angewiesen. Diese wachsen aber nur unter gewissen klimatischen Voraussetzungen, wie sie nebst in Australien etwa in Kalifornien gegeben sind. Und so verwundert es nicht, dass es dem Zoo in San Diego als erstem gelang, mittels eigener Eukalyptuspflanzungen die grauen Kletterbeutler ausserhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes über einen längeren Zeitraum zu halten und auch zu züchten. Mittlerweile zeigen auch einige Zoos in Europa, Südafrika und Asien Koalas, wobei das Futter in der Regel via Flugzeug importiert wird.

Kommen auch Komodowarane?

Neben den Koalas sollen gemäss Zookurator Robert Zingg ein bis zwei Känguruharten, eine grosse Waranart und - in einem separaten Gebäude - ein Schwarm farbenprächtiger Lori-Papageien im Zoo Zürich ein neues Zuhause finden. Um welche Arten es sich genau handeln wird, will der Zoo erst zu gegebener Zeit mitteilen. "Bei den Känguruhs kann man jetzt schon sagen, dass wir vermutlich mit einer leicht zu haltenden Art anfangen und dann weiterschauen, ob und falls ja welche andere Art noch hinzukommt", sagt Zingg. Das lässt Raum für Spekulationen. Als leicht zu haltende Arten gelten in Zookreisen etwa Bennettwallabys. Auch Rote Riesenkängurus oder - als Rückkehrer - Sumpfwallabys scheinen möglich. Noch interessanter wird die Frage hinsichtlich der "grossen Waranart". Hierunter könnte sogar der "Drache von Komodo", der Komodowaran, fallen, der zwar nicht auf Australien selbst, aber auf den zoogeografisch zur australischen Fauna zählenden indonesischen Inseln Rinca, Flores und Komodo lebt. Es wäre eine weitere spektakuläre Neuanschaffung. In der Deutschschweiz zeigte bislang nur der Zoo Basel vor rund 40 Jahren die urtümlichen Riesenechsen, denen nebst Hirschen und Wasserbüffeln immer wieder auch Menschen zum Opfer fallen. In den letzten Jahren konnte mehrere Zoos Zuchterfolge dieser Art vermelden, so dass ein Zuzug durchaus realistisch erscheint.

50 Jahre altes Gebäude

Der Grund, warum der Zoo überhaupt umbaut liegt vor allem in der nicht mehr zeitgemässen Nashornhaltung im Afrikahaus.  Das Gebäude hat inzwischen 50 Jahre auf dem Buckel. Es wurde nach den Vorstellungen Heini Hedigers vom Architekten Rudolf Zürcher erstellt und am 16. Juni 1965 eröffnet. Wie die Natur nicht rechtwinklig angelegt ist, sollten auch die Tieranlagen in diesem Haus keine rechten Winkel aufweisen. Zudem wollte Hediger die grossen Säuger wie im Freiland mit Vögeln vergesellschaften. Zu den ersten Bewohnern des Hauses gehörten ein Schuhschnabel (sein Partner war kurz zuvor verstorben), ein männliches und zwei weibliche Spitzmaulnashörner, ein junges Paar
Breitmaulnashörner und ein Paar Nilpferde. Bereits im September des Eröffnungsjahres wurde das erste von insgesamt 27 Nilpferden geboren. 1970 kam das erste Spitzmaulnashorn zur Welt. Die Platzverhältnisse im Afrikahaus waren mit diesem Tierbesatz allerdings prekär. Deshalb wurden 1973 zwei weitere Boxen für die Nashörner angebaut. 1980 wurde
das Breitmaulnashorn-Paar an den Zoo Augsburg abgegeben. 1993 erfolgte die Abgabe der Flusspferde. An ihrer Stelle zogen die Zwergflusspferde ein. Im Hinblick auf den Umbau zum Australienhaus wurden die Schuhschnäbel bereits an einen Zoo in Belgien abgegeben. Und auch die Nashörer sollen dieses Jahr noch den Zoo Zürich verlassen und in einem anderen Tiergarten eine neue Heimat finden. Erst wenn die sich ebenfalls in Planung befindliche Afrikanische Savanne im Erweiterungsgelände fertig ist, sollen die Dickhäuter zurückkehren.

Nashornbaby heisst Olmoti

Vorerst aber kann man sich noch über die Schwergewichte freuen. Zumal diese erst kürzlich Nachwuchs bekamen. Die knapp 14-jährige Nashornkuh SAMIRA brachte am 28. Dezember 2014 ihr erstes Jungtier zur Welt. Vater des jungen Weibchens ist der 15-jährige Bulle JEREMY. Die Geburt erfolgte kurz vor Mitternacht in den von den Besuchern etwas abgeschirmten, im Hintergrund gelegenen Boxen des Afrikahauses. Das Jungtier trägt den Namen OLMOTI, in Anlehnung an einen Krater im Umfeld des Ngorongo Kraters in Tansania, dem Herkunftsland von OLMOTIS Ur-Urgrossvater. Dem neuerlichen Zuchterfolg gingen langjährige Bemühungen voraus. Nach einem eigentlichen «Generationenwechsel» im Bestand brachten zwei nach Zürich geholte Bullen keinen Fortpflanzungserfolg. Und dem dritten, aktuell in Zürich lebenden Bullen JEREMY fehlte die «technische» Erfahrung für eine erfolgreiche Paarung. Zahlreiche Paarungsversuche scheiterten an seinem Unvermögen, bei diesem Akt eine potentiell erfolgreiche Stellung einzunehmen. Mit einer Ausnahme: Am 23. September 2013 paarte JEREMY sich erfolgreich mit SAMIRA. Die Analyse der Hormonwerte in den regelmässig gesammelten Kotproben zeigte einige Wochen später die Schwangerschaft an.

OLMOTI entwickelt sich sehr erfreulich. Ausgehend von einem geschätzten Geburtsgewicht von etwa 25 bis 30 Kilogramm hat sie schon kräftig zugelegt. Im Alter von fünf bis sechs Wochen wird sie dieses Gewicht bei einer Kost von täglich rund 20 Litern fettarmer Milch verdoppelt haben. In klassischer Nashornmanier nutzt sie zur Kotabgabe bereits die Kotstelle der Mutter und zeigt auch schon die Scharrbewegungen der Hinterbeine, mit denen Nashörner den Kot zur besseren Duftverbreitung am Boden verreiben. Wenn OLMOTI ruht, steht ihre Mutter SAMIRA ruhig daneben. Wieder wach, erkundet OLMOTI neugierig alles Mögliche und «attackiert» zuweilen spielerisch und leichtfüssig den geduldig hingehaltenen Kopf der Mutter.

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