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S-Bahn: Ich bin auch eine Kreisch-Bahn

Von: Sacha Beuth

26. November 2013

In letzter Zeit verursachen einfahrende Züge an einigen Zürcher Bahnhöfen vermehrt kreischenden Lärm. Das «Tagblatt» befragte die SBB nach den Gründen.

Morgens, 8 Uhr im Bahnhof Stadelhofen. Während die S 9 einfährt, halten sich viele der wartenden Personen mit schmerzverzerrtem Gesicht die Ohren zu. Grund sind die kreischenden Geräusche, welche der Zug beim Einfahren verursacht. Doch warum ist dies so? Und vor allem: Kann man dagegen nichts unternehmen? SBB-Sprecher Reto Schärli (44) nimmt Stellung.

Tagblatt der Stadt Zürich: Reto Schärli, wieso erzeugen manche Züge diese kreischenden Geräusche?

Schärli: Dafür ist eine Kombination verschiedener Faktoren wie Material, Witterung und Gleitgeometrie verantwortlich. Damit ein Zug beschleunigen und bremsen kann, ist Haftung nötig. Stahl auf Stahl kann aber zuweilen quietschen. In einer Kurve legt wegen der starren Achse das jeweils äussere Rad einen längeren Weg zurück als das auf der Innenseite liegende. Dadurch rutscht das Rad auf der Innenseite manchmal etwas durch. Das heisst, es gibt ein sogenanntes Ruckgleiten, welches die kreischenden Geräusche erzeugen kann. Bei kalter und trockener Witterung, wie wir sie gerade haben, werden diese noch verstärkt.

Gibt es bestimmte Zugtypen oder Bahnhöfe, die besonders vom Lärm betroffen sind?

Schärli: Es betrifft fast ausschliesslich Bahnhöfe, wo der Lokführer beim Einfahren in einer Kurve abbremsen muss, etwa im Flughafen Zürich, an gewissen Stellen im Bahnhof Oerlikon und im Bahnhof Stadelhofen. In Letzterem sind die Geräusche besonders laut, weil der Schall durch die Wand an der Bergseite zurückgeworfen wird. Der Zugtyp spielt in diesem Fall dagegen keine Rolle.

Was unternehmen die SBB, um diesen Missstand zu beheben?

Schärli: Wir haben bereits Systeme im Einsatz, die Schmiermittel aufs Gleis auftragen, und ausserdem besitzt jeder Zug eine Spurkranzschmierung. Diese Massnahmen sorgen unter anderem dafür, das Quietschen und Kreischen zu minimieren. Ganz verhindern lässt es sich nicht, denn wenn wir noch mehr Schmiermittel auftragen würden, ginge das zulasten der Sicherheit. Ohne eine gewisse Haftung könnte der Zug nicht mehr rechtzeitig bremsen.

Erhalten Sie wegen der Kreischgeräusche viele Reklamationen?

Schärli: Sie halten sich diesbezüglich sehr in Grenzen. Dieses Problem hat es schon immer gegeben. Ich denke, die meisten unserer Kunden kennen den Grund und haben Verständnis dafür.

Also müssen wir uns damit abfinden?

Schärli: Im Moment gibt es leider keine Lösung für dieses Problem. Ich kann höchstens mit einem Tipp helfen: Am besten wartet man im Bahnhof Stadelhofen in der Mitte des Perrons auf den Zug. Dort sind die Geräusche weniger stark.

So quälen die Kreisch-S-Bahnen die Pendler. Video

 

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