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Einer der beiden Zoo-Störche, die mit einem Sender ausgerüstet wurden. Bild: Zoo Zürich/Samuel Furrer

Zoo: 2 Störche dürfen ziehen

03. Juli 2014

Auf und davon? Im Zoo Zürich wurden zwei Weissstörche besendert. Sie sollen Hinweise auf das veränderte Zugverhalten ihrer Art liefern.

Am 20. Juni 2014 wurden im Zoo Zürich die zwei Jungstörche OSUNA und ORBIEUX mit einem GPS-Datenlogger versehen. Seit heute sind ihre Bewegungen nun im Internet metergenau zu verfolgen unter: www.projekt-storchenzug.com -> Senderstörche -> Datenlogger -> OSUNA/ORBIEUX. OSUNA hat ihren Namen von einer Stadt in Spanien, ORBIEUX von einem Fluss in Südfrankreich. Die Stadt und der Fluss liegen auf der Zugroute der Störche. OBIEUX macht bereits erste Erkundungsflüge in die Nahe Umgebung, OSUNA hingegen verbleibt vorerst noch auf ihrem Nest.

Der Zoo Zürich ist Teil des Projekts «SOS Storch – Storchenzug im Wandel» der Gesellschaft Storch Schweiz. Ziel ist es, zu verstehen, wie sich das Zugverhalten der Störche verändert.

Veränderungen im Zugverhalten

Im Spätsommer, bevor das Futterangebot knapp zu werden droht, löst die «innere Uhr» den Zugtrieb der Störche aus. Sie sind hervorragende Segelflieger und nutzen auf ihrer Reise die thermischen Aufwinde, die sich über den Landflächen bilden. Vertreter der westlichen Population, zu der auch die Schweizer Störche gehören, überquerten bislang meistens die Meerenge bei Gibraltar und überwinterten in der westlichen Sahelzone. Auf dem afrikanischen Kontinent folgten die Storchenschwärme dem Futterangebot, hauptsächlich Wanderheuschrecken und Falterraupen.

Dieses «typische» Zugverhalten scheint sich aber zu verändern. Heute überquert nur noch jeder dritte bis vierte Jungstorch das Mittelmeer bei Gibraltar. Die meisten Störche überwintern im Süden Spaniens. Die Vögel halten sich dort vor allem auf den grossen, gut zugänglichen Mülldeponien auf.

Die Gründe für dieses veränderte Zugverhalten sind nicht bekannt. Vielleicht ist es die Klimaerwärmung, vielleicht spielen die «neuen» Gene der wiederangesiedelten Vögel eine Rolle, vielleicht sind die Störche auch einfach nur pragmatisch und nutzen die ergiebigen Nahrungsangebote. Hier soll das Projekt «SOS Storch – Storchenzug im Wandel» klärende Hinweise liefern. Mittels besenderten Störchen (Satellitensender und Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen. GPS-Datenlogger) werden Daten zu den individuellen Wanderrouten gesammelt und können dann verglichen werden. Die offenen Mülldeponien sollen übrigens aus hygienischen Gründen zukünftig geschlossen werden. Auf die Reaktion der Störche darf man gespannt sein.

Erfolgreiche Wiederansiedlung

Ursprünglich waren Störche in weiten Teilen des bewaldeten Europas gar nicht heimisch. Erst durch die offenen Landflächen, die während der Römerzeit und später im Mittelalter durch Waldrodungen entstanden, konnte der aus Afrika oder Asien stammende Steppenvogel in unsere Gegend einwandern. Er breitete sich schnell aus und war bald sehr häufig anzutreffen – auch in der Schweiz.

Durch die fortschreitende Industrialisierung und dem damit verbundenen Verlust des natürlichen Lebensraumes und der Nahrungsgrundlagen sowie dem Entstehen neuer Gefahren (Stromleitungen, Verkehr, Jagd, Umweltgifte u.a.) ging der Storchenbestand in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts rapide zurück. Um 1900 waren im schweizerischen Mittelland noch rund 140 Nester bekannt, in denen regelmässig Störche brüteten. Der Bestand sank auf 50 Brutpaare im Jahr 1920. 1949 zog schliesslich das letzte wildbrütende Storchenpaar in Neukirch (SH) vier Jungvögel auf. 1950 blieb auch dieser Horst verweist.

Mit der Begründung der Storchensiedlung Altreu 1948 durch Max Bloesch und den damit verbundenen Wiederansiedlungen konnte sich der Storch ab den 1970-er Jahren wieder etablieren. In den letzten 20 Jahren hat sich die Anzahl der Brutpaare in der Schweiz verdoppelt. Sie liegt heute bei über 350.

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