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Reportage

Klein, nicht besonders schön, aber oho: Nacktmull. Bild: Zoo Zürich/Robert Zingg

Das staatenbildende Säugetier

Von: Alex Rübel

09. April 2020

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Nacktmulle.

Eigentlich wäre inzwischen die Lewa Savanne eröffnet und Sie hätten über Ostern vielleicht bereits die Giraffen und Nashörner ein erstes Mal besucht. Nachdem nun aber alles anders ist, will ich Ihnen heute wenigstens einen Bewohner der neuen Anlage vorstellen. Und zwar einen ganz besonderen. Denn neben den grossen «prominenten» Tieren ist in der Lewa Savanne auch ein ganz kleines aber nicht minder interessantes Tier zu Hause. Im Lewa Giraffenhaus, gleich neben den Nashörnern und Giraffen, können Sie einen Einblick in das unterirdische Leben des Nacktmulls erhaschen.

Der Nacktmull ist ein etwa 8-10 Zentimeter kleines Nagetier, das fast sein ganzes Leben im Untergrund verbringt. Mit den nur stecknadelgrossen Augen und dem nackten Körper werden die meisten Betrachter den Nacktmull nicht gerade als besonders gutaussehend bezeichnen. Sein Verhalten macht ihn unter den Säugetieren aber zu einem Unikat.

Nacktmulle leben in Kolonien, die in Struktur und Aufbau an staatenbildende Insekten wie Bienen oder Ameisen erinnern. So hat jede Kolonie eine Königin, die allein für die Fortpflanzung verantwortlich ist. Neben ein bis drei Männchen, die die Königin zur Fortpflanzung duldet, sind alle anderen Mitglieder der Kolonie fortpflanzungsunfähig. Die kleineren Tiere der Kolonie sind Arbeiter, die für den Unterhalt der Tunnelsysteme und die Nahrungsbeschaffung zuständig sind. Die grösseren Tiere übernehmen die Rolle der Soldaten und verteidigen die Kolonie gegen Eindringlinge. Der Grund für die Arbeitsteilung der Nacktmulle liegt, wie bei den staatenbildenden Insekten, im Verwandtschaftsverhältnis. Die Tiere einer Kolonie sind sehr eng miteinander verwandt, wodurch es Sinn macht, auch eng mit seinen Koloniemitgliedern zusammenzuarbeiten.

Inzucht ist normal

Weil kaum gruppenfremde Tiere in eine Kolonie einziehen, gibt es bei den Nacktmullen sehr viel Inzucht. Sie scheinen damit aber besser umgehen zu können als andere Tierarten. Neben ihrer komplexen und für Säugetiere untypischen Sozialstruktur zeichnen sich Nacktmulle zudem durch weitere besondere Merkmale aus. So passen sie ihre Körpertemperatur der Umgebung an. Sie scheinen eine starke Resistenz gegen Krebs zu haben und mit einer Lebenserwartung von über 25 Jahren werden sie aussergewöhnlich alt für ein Tier dieser Grösse.

Das Verbreitungsgebiet der Nacktmulle umfasst die trockenen und heissen Gebiete im Osten Afrikas. Durch stetiges Graben erhalten die Kolonien Zugang zu Knollen und Wurzeln, die ihnen als Nahrung dienen. Die grossen hervorstehenden Nagezähne, die interessanterweise auch bei geschlossenem Mund sichtbar sind, nutzen sie dabei als Grabwerkzeuge.

Lewa Savanne online

Bis wir den Zoo hoffentlich bald wiedereröffnen können, geben wir Ihnen auf unserer Website zoo.ch im Lewa-Tagebuch schon verschiedene Einblicke in die Lewa Savanne: www.bit.ly/lewa-tagebuch. Und auch auf Instagram, Facebook und Twitter berichten wir regelmässig über die Lewa Savanne.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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