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Reportage

Wird wegen seines übel riechenden Analdrüsensekrets auch Stinkmarder genannt: Iltis. Bild: Natur- und Tierpark Goldau

Untermieter im Zoo (4)

Von: Severin Dressen

13. August 2024

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es wieder um inoffizielle Zoobewohner.

Er ist das Tier des Jahres 2024 und sein zweiter Vorname könnte «heimlich, still und leise» lauten. Denn zu Gesicht bekommt man den Iltis so gut wie nie. Allerdings verraten verschiedene Spuren wie Kot oder aufgebuddelte Mauselöcher seine Anwesenheit bei uns im Zoo. Und wer wie unsere Tierpfleger*innen geschult ist auf den Geruch von Tieren, kann den kleinen nachtaktiven Marder ab und an auch riechen. Nicht von ungefähr tragen Iltisse den Beinamen Stinkmarder. Droht Gefahr, sondern sie ein stark riechendes Sekret aus ihren Analdrüsen ab. Die zahlreichen Tümpel und Teiche, das Unterholz und die vielen Kleinstrukturen wie Hecken und Büsche bei uns im Zoo bieten dem Iltis einen idealen Lebensraum. Dort kann er sich gut verstecken, diskret fortbewegen und seine Hauptnahrung – Frösche und Kröten – sind ausreichend vorhanden. Durch seine Lebensweise ist der Iltis nicht nur ein heimlicher, sondern vielleicht sogar der heimlichste Untermieter des Zoos.

Iltisse beobachten ihre Umwelt fast immer aus einem sicheren Versteck heraus. Wenn überhaupt, guckt nur der Kopf hervor. Einfach mal so über die freie Ebene flitzen – das ist nichts für Iltisse. Lieber nehmen sie einen Umweg in Kauf. Auch deshalb haben es die Tiere heute schwer. Iltisfreundliche Landschaften, in denen sich die Marder unbemerkt bewegen können, sind rar. In der Schweiz ist der Iltis auf der Roten Liste der gefährdeten Säugetierarten als «verletzlich» eingestuft und streng geschützt.

Früh selbständig

Als Einzelgänger kommen Iltisse nur zur Paarungszeit zwischen April und Juni zusammen. Die Aufzucht der Jungen ist Sache der Weibchen. Die Tragzeit dauert etwa sechs Wochen, ein Wurf umfasst meist 4–7 Welpen, welche bei der Geburt nicht viel mehr wiegen als eine 2-Franken-Münze. Nach etwa drei Wochen öffnen die Jungen ihre Augen und nehmen dann auch schon feste Nahrung zu sich. Und nur zwei Monate später sind sie bereits so gross wie ihre Mutter und nicht mehr auf diese angewiesen. Zeit, für den Nachwuchs seinen eigenen Weg zu gehen, allerdings überleben viele Jungtiere das erste Lebensjahr nicht. Der Verlust von Lebensraum, die teils schwierige Nahrungssuche durch den starken Rückgang der Amphibien, aber auch der Strassenverkehr in dicht besiedeltem Gebiet stellen eine grosse Bedrohung für die Art dar. Im Winter ist der Iltis zudem auf trockene und wettergeschützte Rückzugsorte angewiesen. Gerne nutzt er dafür Scheunen und Ställe.

Sein Fell ist eher dünn und besteht aus dunklem Deckhaar und einer hellen Unterwolle. Je nach Blickwinkel wirkt ein Iltis daher eher hell oder dunkel. Charakteristisch ist seine Gesichtsmaske mit einer weissen Zeichnung um die Nase herum sowie weissen Rändern an den Ohren. Ein klares Unterscheidungsmerkmal zu anderen Marderartigen wie dem Steinmarder oder dem Hermelin, die den Zoo ebenfalls für sich als Lebensraum entdeckt haben. Und da sie nicht ganz so ausgeprägte Heimlichtuer sind wie der Iltis, können sie mit etwas Glück sogar tagsüber bei uns im Zoo beobachtet werden.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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