Jan Strobel
Zürich sieht sich ja gerne als besonders innovative und zeitgeistige Klein-Metropole. Wenn es allerdings um Weihnachtsguetsli geht, hört an der Limmat die Lockerheit auf. Zum Beispiel in Zürich-Altstetten. Neulich wollten dort Primarschulkinder auf dem zentralen Lindenplatz ihre selbst gebackenen Guetsli an die Passanten verkaufen, dazu einen kleinen Tisch aufstellen und ein paar Weihnachtslieder singen. Dabei gab es allerdings ein Problem. Es fehlte die amtlich abgesegnete Bewilligung für diese Guetsli-Aktion. Die Schule hatte es schlicht versäumt, ein Gesuch rechtzeitig an die Polizei zu stellen. Da halfen auch die enttäuschten Gesichter der Kinder nichts, die sich vor der Quartierwache mit ihren Guetsli-Säcken erwartungsfroh aufgestellt hatten und jetzt wieder abziehen mussten. Das Reglement blieb das Reglement, Fristen sind Fristen. Die sind – ohne Frage – wichtig; befremdlich und, ja, auch unsympathisch bleibt die unbedingte Regeltreue angesichts einer herzigen Vorweihnachtsaktion von Schulkindern. Ein bisschen Lockerheit hätte niemandem geschadet. Immerhin: Später durften die Kinder ihre Guetsli doch noch vor dem Bahnhof Altstetten verkaufen. Amtlich abgeschmeckt.
Jan Strobel, Redaktor