Jan Strobel
Natürlich ist Zürich eine beschauliche Blase, scheinbar abgekoppelt von den Tragödien der Welt da draussen. Privilegiert, gesättigt, vielleicht auch bequem. Und dann sehe ich von meinem Balkon aus die Teenies in meinem Quartier, die ein bisschen auf Ghetto machen, sie sind «Bros», die ihre Elektroscooter besteigen und durch die Strassen kurven. Andere sind «Bros», die – wie letztes Wochenende – in meiner Strasse die Müllcontainer abfackeln, bis sie sich nur noch als verkohlte Plastikklumpen präsentieren. Und wieder andere sind «Bros», die sich Zürcher Rap «reinziehen», wie zum Beispiel den Song «Willkomme in Züri» mit folgenden Liedzeilen: «Vermummt in Lade, ich nimm alles, was es hett. De Kassierer wird verschlage und die Kasse wird entleert. Bisch nöd vo da, chasch nöd verstah» usw. Es ist eine Welt, die ich sonst in meiner Bubble nicht wahrnehme. Und sie steht in krassem Kontrast zu all den Gender- oder Sensibilisierungs-Debatten in der Politik und im Bildungsbereich. Diese «Bros» scheinen sich darum schlicht zu foutieren. Aber vielleicht bin ich einfach auch älter geworden, verkrampfter im Denken. Schliesslich gab es diese Teenies schon immer: früher waren es «Hippies», «Teddys» oder «Punks», heute sind es eben die «Bros». Jan Strobel, Redaktor