Andreas Honegger
Gartenfreunde können sich im Herbst von den prächtigen Farben des Laubes von Bäumen und Sträuchern zu Begeisterungsstürmen hinreissen lassen. Wir dürfen aber vor lauter Begeisterung die Blüten nicht übersehen, die auch im Herbst ihre Saison haben. Die Evolution hat jeder Pflanze ihre eigene Blütezeit zugewiesen, so dass gewisse Blumen und Bienen bis spät im Jahr noch profitieren können. So wie im Frühling Krokus und viele andere Zwiebelpflanzen ihre Saison haben, bekommen andere nach langem Warten im Herbst endlich ihre Chance. Früh schon, in den Bergen oft bereits im August, blühen die Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale), die Borde und Trockenwiesen mit ihren zarten violett-roten Kelchen schmücken. Im Oktober stossen die Pracht-Krokusse (Crocus speciosus) aus dem Boden. Ihre Blüten sind dunkelviolett-blau und recht gross für die Art. In Gärten findet man auch Safran (Crocus sativus), der seit längerem im Wallis und neu auch in anderen Teilen der Schweiz an trockenen Hängen angebaut wird.
In südlichen Regionen gedeiht an Strassenborden und in Gartenbeeten die Gewitterblume oder Herbst-Goldbecher (Sternbergia lutea), die wie ein grosser gelber Krokus aussieht. Sie profitiert vielleicht in unseren Regionen von den wärmeren Wintern, was für ein weiteres Amaryllisgewächs von entscheidender Bedeutung ist. Die prächtige Guernseylilie (Nerine bowdenii) braucht bei uns einen Winterschutz aus Blättern oder Tannenzweigen. Sie ist von Südafrika nach Europa gekommen. Sie bildet kräftige hellrosa Blütendolden, die sich einen halben Meter über die Erde hinaufrecken können. Die Zwiebelpflanzen bilden gemeinsam mit Herbstastern und japanischen Anemonen eine Blütenpracht, die es mit der des Frühlings aufnehmen kann.
Andreas Honegger, Journalist & alt Kantonsrat