Stefan Urech, Gemeinderat. Bild: PD
Vor wenigen Monaten wurde das öffentliche Pissoir am Helvetiaplatz, mitten im Ausgangsquartier, von der Stadt geschlossen. WCs, die ausschliesslich von Männern gebraucht werden können, seien nicht mehr zeitgemäss, liess die Stadtregierung mitteilen. Inzwischen wird das geschlossene Pissoir als «zeitgenössischer und ortsspezifischer» Kunstraum genutzt, in dem Künstlerinnen etappenweise «installativ auf die bisherige Männerdomäne reagieren» können.
Eröffnet wurde die Pissoir-Ausstellungsserie von Victorine Müller, die sich, gemäss ihrer Webseite mit «traumwandlerischem Überschreiten von Grenzen», dem «Erkunden potentieller Realitäten» sowie durch ihre «atmosphärische Irrealität» auszeichnet. Bei der von ihr eingerichteten Kunstinstallation im ehemaligen Pissoir handelt es sich, gemäss der Beschreibung, um einen «sylphenhaft traumwandlerischen Luftkörper», der im Raum hängt und diesen durch sein Schweben in einen «atmosphärischen Lichtstrom tauchen» lässt. Zudem erscheinen am Boden des Pissoirs «geheimnisvolle Wesen und rätselhafte Konstellationen», die sich in eine abermals «traumwandlerische Zwischenwelt» eintauchen.
An der Vernissage der Installation, an der rund 60 Personen teilnahmen, liess sich die Künstlerin, wie eine Pharaonin auf einem Thron sitzend, auf dem ehemaligen WC ablichten, wo früher Männer (allerdings nicht sitzend) ihr Geschäft verrichteten. Bis am 10. Januar 2025 kann das Kunstwerk von der Öffentlichkeit noch «erfahren» werden, schreiben die Organisatoren.
Zu lange dauert diese «Erfahrung» bei den meisten Besuchern aber wohl nicht, denn der Zugang zur hochgelobten Kunstinstallation wird besonders abends und am Wochenende weiterhin gern gemäss ihrer ursprünglichen Funktion genutzt. Deshalb liegen dort jeweils am Sonntagmorgen Urinpfützen, die den künstlerischen Genuss wohl etwas schmälern dürften.
Stefan Urech, Sekundarschullehrer und SVP-Gemeinderat