Matthias Ackeret ist Journalist und Verleger
Man ist nie so verliebt, wie wenn man auseinandergeht, sang die französische Schlagerikone Joe Dassin. Das mag stimmen oder nicht, für die abgesetzte TV-Sendung G&G, die eigentlich nur unter ihrem ursprünglichen Namen «Glanz&Gloria» bekannt ist, trifft diese Erkenntnis jedenfalls zu. Am 29. Juni soll nach dem Willen der SRG-Chefs – und vor allem Chefinnen – die letzte Sendung ausgestrahlt werden.
Eigentlich nichts Aussergewöhnliches. Doch seit deren Absetzung bekannt wurde, hat G&G plötzlich eine Popularität bekommen wie noch nie in den vergangenen 20 Jahren. Verkörperte die Sendung früher plumpen Boulevard, so steht sie mittlerweile für den Service-Public der SRG. Deren medialer Heiligenschein dürfte aber kaum im Interesse der Leutschen-bach-Verantwortlichen sein. Oder mathematisch gesprochen: Selbst die perfekte Ausrichtung des ESC mit der brillanten Sandra Studer kann den Verlust von G&G nicht aufwiegen; sogar wenn die Zuschauerzahlen beim Gesangswettbewerb um das Hundertfache grösser waren.
Als vor Monatsfrist im legendären Leutschenbach-Studio 1 der diesjährige Prix Walo durchgeführt wurde, brandete grosser Applaus auf, als Cheforganisatorin Monika Kaelin den Weiterbestand von G&G forderte. Deren Starmoderatorin Jennifer Boss-hard wurde bei der Wahl des Publikumspreises nur ganz knapp von TV-Legende Röbi Koller geschlagen. Was dem Frieden zuliebe wohl die richtige Wahl gewesen ist. Wäre die «abgesetzte» Jennifer Bosshard in den heiligen SRG-Hallen zur Siegerin gekürt worden, hätte man dies als revolutionären Akt der Gebührenzahlerinnen und -zahler interpretieren können. So hielt sich der Koller beim Prix Walo in Grenzen und es blieb ein «happy day».
Trotzdem wäre es das Beste, die SRG-Verantwortlichen kämen nochmals auf ihren Entscheid zurück und würden G&G weiterleben lassen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer würden es ihnen danken. Und die Stimmbürger in einem Jahr auch.
Matthias Ackeret, Journalist und Verleger