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Kultur

Der Zürcher Faber ist auch in Deutschland erfolgreich unterwegs. (Bild: Peter Kaaden)

«Die Stadt Zürich macht die Leute total unentspannt»

Von: Reinhold Hönle

19. November 2019

Der Zürcher Sänger Faber ist auf der Erfolgsspur. Nicht nur die Konzerte im Helsinki diese Woche sind ausverkauft, sondern auch jene nächsten März im X-Tra. Das «Tagblatt» verlost die letzten Tickets.

Der Zürcher Musiker Faber ist begehrt wie nie. Sein neues ­Album «I Fucking Love My Live» stieg auf Platz 2 in den Schweizer Charts ein. Seine Konzerte diese Woche im Helsinki und nächsten März im X-Tra sind bereits ausverkauft. Ein Gespräch mit dem erfolgreichen Musiker.

Was macht Sie wütend?

Faber: Das können ganz verschiedene Sachen sein. Im Alltag nervt mich, wenn die Leute immer so verdammt intolerant sind – mit allen und allem. Wenn ihnen etwas nicht passt, sind sie gleich auf 180. Hey, easy! Man kann doch eigentlich über alles reden. Was in Politik und Gesellschaft passiert, macht mich manchmal auch sehr hässig.

Waren Sie bei der National- und Ständeratswahl wählen?

Ich habe Briefwahl gemacht. Mein Mitbewohner und ich haben sogar eine Wahlveranstaltung organisiert. Ich habe in einer Bar ein Konzert gegeben, bei dem man mit einem unterschriebenen und zugeklebten Wahlcouvert freien Eintritt hatte – nur Ausländer durften auch so rein. Und Minderjährige. Das hat gut funktioniert und war cool!

Haben Sie sich dabei für eine bestimmte Partei engagiert?

Nein, es ging alles mit rechten Dingen zu. Fairplay. Jeder darf wählen, was er möchte. Es war allerdings vermutlich trotzdem ein politisch ziemlich homogenes Publikum... 

Gab es ein spezielles Ereignis, das dazu führte, dass Sie mit der Single «Das Boot ist voll» ein Lied gegen rechtsextreme Parteien und Fremdenfeindlichkeit gemacht haben?

Nein, es sind innert kurzer Zeit mehrere bedrückende Sachen vorgefallen. Man darf es nicht hinnehmen, wenn in deutschen Städten Minderheiten wegen ihrer Herkunft oder wegen ihrer sexuellen Orientierung durch die Stadt gejagt werden. Oder die Diskussion in Italien: Soll man Flüchtlinge, die am Ertrinken sind, überhaupt retten, oder spielt man so den Schleppern nur in die Karten? Ich finde das egal. Es geht um Menschen. Das Schlepperproblem muss man andernorts lösen.

Die Zeile «Besorgter Bürger, ich besorgs dir auch gleich» hat ­Ihnen einen Shitstorm auf dem Netz und viel negative Publicity in den Medien eingetragen. Wie sind Sie damit klargekommen?

Es war schwierig, aber gerechtfertigt. Zumindest teilweise, wenn auch nicht in diesem Ausmass. Ich ärgere mich, weil ich mit der Formulierung schon unzufrieden war und sie verändern wollte, bevor der Song aufgenommen und das Video veröffentlicht war.

Weshalb haben Sie gezögert? Wollten Sie provozieren?

Mmmh. (zaudert) Das weiss ich nicht. Nein. Eigentlich nicht unbedingt. Ich hatte das Lied auf der letzten Tournee bereits live gespielt und gemerkt, dass diese «Schlag ins Gesicht»-mässigen Worte sehr kraftvoll waren und beim Publikum, das ähnlich über diese Extremisten denkt, gut angekommen ist.

Weshalb fühlten Sie sich ungerecht behandelt?

Es geht um die Art der Vorwürfe. Wenn du findest, sexualisierte Sprache sei in diesem Kontext nicht gerechtfertigt, wo ich beipflichte, ist das etwas anderes, als wenn du etwa schreibst, ich hätte Vergewaltigungsfantasien gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen. Das ist ein völliger Scheiss. Wenn jemand «Fick dini Mueter» zu dir sagt, weisst du auch, dass er nicht meint, du sollst nach Hause gehen, um Geschlechtsverkehr mit deiner Mutter zu haben. Da haben wohl einige Journalisten meinen Text wörtlich genommen, um gegen mich Polemik zu machen – als Werbung für ihre Publikation.

Sind Sie dem Leben gegenüber so ambivalent wie der Album­titel «I Fucking Love My Life» den Anschein erweckt?

Die Welt ist verlogen. Wenn Menschen lange hysterisch lachen, sind sie überhaupt nicht zufrieden, oder wenn sie viel in den Ausgang gehen und feiern, sind sie meistens nicht wirklich glücklich. Darauf spielt der Titel an. Die Fotos im Booklet sollen ebenfalls ausdrücken, dass da einer etwas überspielt.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Zürich?

Ähm ... Es ist schon eine mühsame Stadt, aber gleichzeitig wohne ich dort und finde sie auch easy. Ich weiss allerdings nicht, ob ich mir diese Stadt aussuchen würde, wenn ich hier nicht zu Hause wäre. Sie ist halt unglaublich teuer, und die Leute müssen sehr viel bügle, um sie sich leisten zu können, und das macht die Leute ­total unentspannt.

Nach den ausverkauften Konzerten im Helsinki spielen Sie im März zweimal im X-tra. Was verbinden Sie mit dem Club?

Das X-tra kenne ich von schlechten Ü-16-Partys, aber das ist schon lange her.

Beim Interview zu Ihrem Debütalbum wollten Sie auf die Frage, wie Sie sich mit Ihrem Vater über Musik austauschen, nicht antworten. Gehen Sie jetzt, wo Sie sich als Faber selbst einen Namen gemacht haben, entspannter damit um, dass Sie der Sohn des Cantautore Pippo Pollina sind?

Ich war damals schon entspannt. Ich sehe es immer noch so, dass dies unsere Privatsache ist. Ich möchte es nicht unterstützen, dass wir verglichen werden, indem ich über ihn in der Öffentlichkeit rede, weswegen ich das immer noch konsequent trenne. Es macht keinen Spass, eine öffentliche Familie zu sein.

Faber spielt am 12.3. und 13.3. im X-tra Zürich (Tickets noch erhältlich).

 

TICKETS ZU GEWINNEN

Das «Tagblatt der Stadt Zürich» verlost 2 x 2 Tickets für das Faber-Konzert am 13.3.20 im X-tra! Schreiben Sie uns eine E-Mail mit Namen, Adresse, Telefon, E-Mail-Adresse und Betreff Faber an: gewinn@tagblattzuerich.ch

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