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Kultur

Krokus waren live auch im Ausland ein Publikumsmagnet. (Bild: PD)

Eine Kultband sagt Goodbye

Von: Reinhold Hönle

03. Dezember 2019

Krokus verabschieden sich am Samstag im ausverkauften Hallenstadion von ihren Schweizer Fans. Das «Tagblatt» verlost die letzten Tickets – und traf Chris von Rohr zum etwas anderen Interview.

Die Hardrockband Krokus steht für Schweizer Musikgeschichte. Nach über 40 Jahren geben sie am kommenden Samstag im seit längerem ausverkauften Hallenstadion ihr letztes Schweizer Konzert. Mitgründer und Gitarrist Chris von Rohr, der auch seine Autobiografie «Himmel, Hölle, Rock ’n’ Roll» veröffentlicht hat, im Gespräch.

Sind Sie bereit, unsere Entscheidungsfragen zu beantworten?
Chris von Rohr: Ich habe mich noch nie vor Entscheidungen gedrückt!

Freude oder Wehmut?
Da gibt’s echt nur Wehmut! Der Abschied ist eigentlich grotesk, jetzt wo wir’s endlich voll drauf haben und die Familie zusammenhalten.


Dichtung oder Wahrheit?
Einerseits liebe ich die Dichter, die wahnsinnigen Geschichten, die sie erfinden, aber ich bin natürlich auch der ewige Wahrheitssucher.

Biografie oder Autobiografie?
Ich schreibe gern was ich erlebe und fühle und finde es immer stärker als wenn du auf Band sprichst und jemand anders was draus macht. Das kann gar nicht so nahe bei dir sein wie das, was du selbst formulierst. «Himmel, Hölle, Rock’n’Roll» war allerdings eine verdammt aufwendige Sache. 3200 Stunden!



Workaholic oder Hippie?
Hmh! Ich bin ein Workaholic-Hippie. Eindeutig. Getrieben von der Musik, vom Schreiben - von den Sachen, die mir das Leben ermöglicht haben, von dem ich geträumt habe. Und mich auch noch ernähren. Das ist das Geilste. Wie viele Menschen müssen einen Knochenjob machen, den sie nicht lieben, einfach, weil sie das Geld brauchen. Und ich kann tun, was meine Leidenschaft ist. Da musst du demütig sein.

Whiskey oder Joint?
Wenn ich einen Joint rauche, schlafe ich ein. Also Jack Daniels oder noch besser einen Vodka oder Rum. Und am allerliebsten einfach Wein und Bier.

Jass oder Poker?
(Denkt etwas nach) Schach! Und Fussball natürlich.

Federer oder Wawrinka?
Roger. Er ist ein absoluter Ausnahmekönner. Als Mensch kann ich ihn nicht beurteilen. Er bezieht selten Stellung. Muss er auch nicht. Sein Ausdruck ist das Spiel.

Rumpelstilz oder ZZ Top?
Wir lieben den Blues und das bärtige Trio aus Texas, obwohl die Tour mit den Stilzen 1977 sensationell war – vor allem nach den Konzerten …

«Musicstar» oder «Black’n’Blond»?
«Black’n’Blond» hat natürlich mehr Spass gemacht, weil Roman (Kilchsperger) und ich damals in unserer Late-Night-Show jeden Blödsinn machen konnten, den wir wollten.

Christa Rigozzi oder Nadja Schildknecht?
Das ist schwierig. Beide haben ihren Charme und ich möchte keiner unrecht tun. Vielleicht wäre es besser, wenn ich zwischen Melanie Winiger und – wen nehmen wir da? – Doris Leuthard wählen könnte. Dann müsste ich keine Sekunde überlegen: Melanie Winiger. Das ist eine starke Frau, die auch zu ihren Schwächen steht.

Hund oder Katze?
Need a friend, get a dog. Katzen finde ich auch geil. Sie sind selbständig, gehen ihren eigenen Weg. Aber ich bin ein Hundemensch.

AC/DC oder Whitney Houston?

Als Whitney Houston noch nicht von Drogen besessen war, war es sagenhaft, was sie abgeliefert hat. Unglaublich, dass ein Mensch so singen kann! Es gibt aber auch nur wenige Gitarristen wie Angus Young, wo die Gitarre ein Teil seines Körpers zu sein scheint, als ob sie angewachsen wäre.

US-Platin für “Headhunter” oder Swiss Music Award fürs Lebenswerk?
Ist ja wohl klar: Wer hat hierzulande schon Platin in den Verunreinigten Staaten?

Tesla oder Ferrari?
Eindeutig Tesla. Ich hab’ mit Ferrari nie was anfangen können. Fucking Popcornmaschine!

Schoggi oder Chäs?
Wenn ich auf eines nicht verzichten kann, dann auf Chäs! Wenn man kein Quälfleisch mehr isst, fühlt man sich gut. Die fünf Kilo Schoggi, die ich als Lindt-Aktionär jedes Jahr an der GV bekomme, verschenke ich inzwischen, da ich Dieter Meiers kalt gepresste Schoggi entdeckt habe. Sie enthält 70 Prozent weniger Zucker als normale Schoggi und solche Sachen sind mir immer wichtiger. Churchill hat mal gesagt: In der Jugend musst du aufpassen, was du liest, und im Alter, was du isst. Ich bin jetzt genau an dem Punkt. Zucker ist sowieso schon genug in allen Lebensmitteln drin. Da muss ich nicht noch sinnlos Süsses zu mir nehmen, das künstliche Stoffe enthalten, die mich süchtig machen!

Einfach oder anspruchsvoll?
Einerseits bin ich anspruchsvoll, was die kurze Zeit betrifft, die mir auf diesem Planeten vergönnt ist. Schon meine Mutter hat mich gelehrt, gross zu denken und sich nicht im Unterholz zu verlieren, damit das Leben wie eine Sonnenblume aufgeht. Andererseits lautet mein Motto: Reduce to the max! Ich glaube, schon Mozart hat gesagt: Nichts ist so schwierig wie eine einfache Melodie so gut zu machen, dass sie nicht banal wirkt. Das Leben sollte allgemein einfacher werden, nicht komplizierter. Ischnufe, usschnufe. Und das richtig.

Sonne oder Mond?
Ohne Sonne kein Leben, gell?

Vater oder Mutter?
Meine Mutter war mir viel näher, doch der Respekt gegenüber meinem Vater war enorm gross. Ich trage sie beide in meinem Herzen. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke und dankbar bin, was sie mir - trotz aller gesellschaftlichen Widerstände gegen den Rock’n’Roll -mit auf den Weg gaben.

Tochter oder Sohn?
Wie der Elvis eine Tochter. That’s it!

Sicher?
Ziemlich sicher, ja. Die unehelichen Kinder, die tauchen früher oder später auf, und bist jetzt hat sich noch keines gemeldet! (Lacht) Ich hätte nicht nein gesagt, wenn noch ein Sohn dazu gekommen wäre, aber jetzt ist es zu spät. Es gibt zwar Künstler, die mit 68 nochmals Vater werden, aber Sorry, wenn ich mit meinem Kind nicht mehr auf den Baum klettern kann, hört’s bei mir auf. Das ist nicht fair gegenüber dem Kind. Aber ich vermisse nichts, denn ich habe eine Tochter, die genial herausgekommen ist.

Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang?
Als Spätfrühstücker doch eher Sonnenuntergang ... (Schmunzelt)

Euphorie oder Melancholie?
Ich kenne beides: Euphorie auf der Bühne und Melancholie zuhause, manchmal. Nicht Einsamkeit, eher ein Weltschmerzfeeling. Dann sitzt du am Flügel und plötzlich entsteht eine schöne Ballade.

Hallenstadion oder Volkshaus?

Im Hallenstadion kannst du die ganze Produktion, Licht und Show viel grösser anrichten. Das Volkshaus ist vom Sound her genial, auch für die Fans. Du hörst jeden Ton.

Zürich oder Solothurn?
(Denkt lange nach) Die Immobilienpreise sind in Solothurn besser, aber das Leben ist in Zürich vielseitiger und intensiver. Anders als in der Stadt, wo die Ablenkung gross ist, bist du in der Provinz gezwungen, dir etwas einfallen zu lassen. Krokus wäre in Zürich nie entstanden, unmöglich. Dafür haben wir dort wohl mehr Fans als in Solothurn. (Lacht)

Abschiedskonzert von Krokus am 7. Dezember im Hallenstadion. Lesung der Autobiografie mit Chris von Rohr am 25. Januar im Widder Hotel Zürich.

TICKETS UND BÜCHER ZU GEWINNEN!

Das «Tagblatt der Stadt Zürich» verlost 1x2 Tickets für das Abschiedskonzert von Krokus am 7.12. im Hallenstadion sowie 3 Autobiografien von Chris von Rohr! Schreiben Sie uns eine E-Mail mit Namen, Adresse, Telefon, E-Mail-Adresse und Betreff Krokus an: gewinn@tagblattzuerich.ch

 

 

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