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Kultur

Deep-Purple-Sänger Ian Gillan: Seine berühmtesten Songs sind «Smoke On The Water», «Black Night» und «Highway Star».Bild: earMusic/Dennis Dirksen

Socken aus Zürich

Von: Reinhold Hönle

19. Februar 2019

Deep-Purple-Sänger Ian Gillan (73), der mit «Rock Meets Classic» ins Hallenstadion kommt, über seine Jugend, seine Anfänge im Kirchenchor und eine denkwürdige Shoppingtour am Flughafen Zürich.

Welche Deep-Purple-Songs werden Sie bei «Rock Meets Classic» singen?
Ian Gillan: Die Lieder müssen für eine Interpretation zusammen mit einer Rockband und einem Orchester geeignet, aber auch populär sein, denn dafür haben die Leute ihre Tickets gekauft. Platz für Improvisation ist eigentlich nur bei «Smoke On The Water», da die klassischen Musiker ab Blatt spielen. Jamsessions gibt es wohl eher backstage.

Welche Erinnerungen haben Sie an das pionierhafte «Concerto For Group And Orchestra», mit dem Jon Lord und Sie vor 50 Jahren zu Crossover-Vorreitern wurden?
Die erste Zusammenarbeit zwischen einer Rockband und einem Orchester war furchteinflössend. Da gab es Argwohn, Eifersucht und all so was. Seltsamerweise erkannte niemand genau, was Jon Lord geschrieben hatte. Erst 30 Jahre später, als wir es mit dem London Symphony Orchestra in der Royal Albert Hall nochmals aufführten, dachte ich: «Oh, du cleverer Mann! Genau davon handelte das Concerto, vom Konflikt zwischen einer Band und einem Orchester.» Sein Werk war bahnbrechend, denn das Orchester wurde nicht – wie bei «Rock Meets Classic» – nur als Begleitung eingesetzt, sondern ist ein integraler Bestandteil, der unterstützt und verstärkt.

Wie hat das «Concerto» den Stellenwert der klassischen Musik in Ihrem Leben verändert?
Ich bin schon mit vielen unterschiedlichen Stilrichtungen aufgewachsen. Unser Haus war voller Musik. Mein Grossvater war Opernsänger, mein Onkel Jazzpianist und meine Grossmutter Balletttänzerin. Ich liebte die Choralmusik und war Knaben­sopran im Kirchenchor. Bis Elvis Presley in mein Leben trat.

Hat er Ihren Gesang beeinflusst?
Wenn du ein Kind bist, saugst du alles auf und kopierst es. Sobald du dein Handwerk einmal gelernt hast, kannst du mit deiner eigenen Stimme sprechen. Deshalb waren für mich auch Caruso, Beethoven, Hendrix, Folk und Blues sehr wichtig, aber am wichtigsten war Elvis Presley, da er eine der besten Stimmen überhaupt hatte, wie Pavarotti im klassischen Bereich. Und ich rede hier nicht in erster Linie von technischen Dingen, sondern über die Fähigkeit, dein Herz zu berühren.

Wovon haben Sie geträumt, als Sie noch im Kirchenchor gesungen haben?
Oh, Mädchen! (Lacht) Nein, wir waren jung, vielleicht zehn, zwölf Jahre alt und erst gerade dabei, zu erwachen und die Welt auf eine andere Art zu sehen. Ich erinnere mich sehr gut, wie ich nach der Kirche «heimgeflogen» bin – meine Füsse haben nicht einmal mehr den Boden berührt. Ich war so erfüllt von dem, was ich Euphorie der Gemeinschaft nennen würde.

Wie ist es Ihnen gelungen, Ihre Stimme trotz Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll in Form zu halten?
Zu dieser Frage fällt mir eine Geschichte ein. Ich stöberte einmal mit Black-Sabbath-Sänger Ronnie James Dio durch einen Laden am Flughafen Zürich, als mir einfiel, dass ich Socken brauchte. Ich wählte ein Paar aus und ging zur Kasse, als er dazustiess und trocken bemerkte: «Socks, Drugs & Rock ’n’ Roll!» Über diesen Spruch haben wir noch oft gelacht, denn es steckt ein wahrer Kern darin. Sex und Drogen wurden bei den grossen Partys im Showbusiness nämlich in erster Linie von den Plattenfirmen- und PR-Leuten konsumiert. Die meisten Musiker, die ich kannte, waren dafür am Ende des Tages zu müde. 

Weitere Informationen:
«Rock Meets Classic» 
Hallen­stadion Zürich
Mittwoch, 6. März, 19.30 Uhr 
www.actnews.ch

Tickets zu gewinnen!

Das «Tagblatt» verlost 3 × 2 Tickets für «Rock Meets Classic» im Hallenstadion Zürich, 6. März, 19.30 Uhr. Senden Sie uns eine E-Mail mit Namen, Adresse, Telefon und Betreff Rock an: gewinn@tagblattzuerich.ch

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