Ein Tanz der Freundschaft in der Maag-Halle
Erstmals ist das legendäre Musical «Billy Elliot» in deutschsprachiger Fassung ab 1. November in der Maag-Halle Zürich zu erleben. Eine der Hauptrollen spielt darin der 12-jährige Justin Périer.
Justin Périer: «Ich liebe es, in Rollen zu schlüpfen.» Bild: JS
Erstmals ist das legendäre Musical «Billy Elliot» in deutschsprachiger Fassung ab 1. November in der Maag-Halle Zürich zu erleben. Eine der Hauptrollen spielt darin der 12-jährige Justin Périer.
Erzählt wird die Geschichte einer Selbstsuche. Es ist der grosse Mythos einer Befreiung, einer spielerischen dazu, im Rhythmus der Musik. Und es ist die Geschichte eines Kindes, das sich aufmacht, tanzend Mauern einzubrechen, um sich seinen Platz in der Welt zu erobern. Um es mit dem persischen Mystiker Rumi zu sagen: Wo immer der Tanzende mit dem Fuss auftritt, da entspringt dem Staub ein Quell des Lebens.
Eine solche Erzählung ist «Billy Elliot». Billys Welt in einer Industriestadt im Nordosten Englands ist geprägt durch den Streik der Bergarbeiter in den frühen 1980ern, durch Tristesse und gesellschaftliche Aggression. Der 11-jährige Junge ist der Frustration des verwitweten Vaters und dem Zorn des Bruders ausgeliefert. Wenn es nach ihnen geht, soll aus Billy ein «richtiger Mann» werden. Sein Taschengeld ist für den Boxunterricht vorgesehen. In Billy allerdings brennt eine ganz andere Leidenschaft. Er besucht Tanzstunden in einer lokalen Ballettschule. Damit ist der Konflikt natürlich vorprogrammiert. Einer, der Billy bei seinem Tanz gegen die Konventionen, seinem «Schwanensee über der Kohlengrube», Türen aufstösst, ist Billys bester Freund Michael.
Als «Billy Elliot» im Jahr 2000 in die Kinos kam, wurde der britische Film ein internationaler und mit Preisen ausgezeichneter Gross-erfolg. 2005 adaptierte Elton John den Stoff für ein Musical und komponierte dafür 16 Songs. 2008 avancierte «Billy Elliot – The Musical» am New Yorker Broadway zum Hit und gewann zehn Tony Awards. Jetzt ist die Live-Produktion zum ersten Mal in der deutschsprachigen Fassung ab 1. November in der Zürcher Maag-Halle zu erleben. Regie führt der britische Theater-regisseur und Choreograf Mitch Sebastian.
Die Hauptrolle des Billy spielt unter anderen der Luzerner Mo-ritz Fischli, diejenige von Michael, dem im Musical eine weit prominentere Rolle zukommt als in der Filmfassung, verkörpert der in Zürich lebende Justin Périer. «Michael ist nicht wie alle anderen Jungs», sagt der 12-Jährige. «Das hat mich sofort an der Rolle fasziniert. Ich kann mich mit ihm identifizieren. Auch ich spiele kein Fussball. Ich liebe es, in Rollen zu schlüpfen und mich zu verkleiden. Und vor allem gilt meine Leidenschaft dem Tanz, dem Gesang und der Musik.» Justin Périer, der in Paris seine Kindheit verbrachte, besucht aktuell die 4. Sekundarklasse im Lycée Français in Zürich. Bereits als Kind in Paris kam er mit Tanz in Berührung, und mit dem Umzug der Familie nach Zürich erhielt diese Faszination noch mehr Raum. Vor vier Jahren begann er im Yen Han Dance Center in Zürich-Witikon Ballett zu tanzen. Später folgten Modern Dance und Stepptanz. Daneben ging er seiner zweiten Leidenschaft, dem Gesang, nach, unter anderem im Chor des Opernhauses Zürich, wo er bereits in Aufführungen wie «Carmen», «Werther» oder in «Jim Knopf und der Lokomotivführer» sang.
«Es war meine Ballettlehrerin, die mich davon überzeugte, am Casting für das Musical Billy Elliot teilzunehmen», erzählt Justin Périer. «Dabei war mir bewusst, dass mein französischer Akzent vielleicht zu einem Problem werden könnte.» Über das Casting entdeckte er auch die Geschichte von «Billy Elliot» und die kraftvolle, zeitlose Botschaft dahinter.
Justin Périers Tanz- und Gesangstalent überzeugten die Jury. Er war für sie die perfekte Besetzung für die Rolle des Michael. Genährt wurde der Casting-Erfolg des 12-Jährigen auch von einem tief empfundenen Gefühl: «Wenn ich tanze und singe, dann fühle ich mich unglaublich frei», umschreibt es Justin Périer. Singen ist für ihn nicht zuletzt auch eine Strategie gegen die Nervosität. «Das hilft mir besonders, wenn ich das erste Mal einen Solo-Auftritt im Musical vor den 907 Menschen in der Maag-Halle zu absolvieren habe.»
Bis zur Premiere folgt der junge Musical-Darsteller einem dicht getakteten Programm von Probe zu Probe. Und mit Moritz Fischli, dem Darsteller des Billy, ist eine Freundschaft auch ausserhalb des Musicalbetriebs entstanden. Billy und Michael sind also quasi auch im Zürcher Alltag miteinander verbunden.
Von Jan Strobel
Weitere Informationen:
«Billy Elliott – Das Musical», 1.11. bis 23.3.2025
Maag-Halle Zürich, Hardstrasse 219, 8005 Zürich
https://www.billy-elliot.ch/
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