Freude am Experimentieren
Das Atelier von Muk Riediker befindet sich in einer ehemaligen Garage an der Hofwiesenstrasse 20 in Zürich-Unterstrass. Dort ist der Künstler beinahe jeden Tag anzutreffen. Von Kati Moser
Das Atelier von Muk Riediker befindet sich in einer ehemaligen Garage an der Hofwiesenstrasse 20 in Zürich-Unterstrass. Dort ist der Künstler beinahe jeden Tag anzutreffen. Von Kati Moser
Steht auf dem Trottoir beim Haus Hofwiesenstrasse 20 die Tafel mit der Aufschrift «Kunst-Atelier geöffnet», dann kann man davon ausgehen, dass Muk Riediker auch da ist. «Jeder Besuch ist willkommen», sagt der Zürcher, der sich gerne über Kunst und seine Arbeit unterhält.
Das Atelier von Muk Riediker befindet sich in einer ehemaligen Autogarage mit hohen Wänden und einer Glastür, durch die das Tageslicht hereinströmt. Auf Regalen Holzskulpturen, an einer Wand ein unfertiges «Halo»-Bild, über einem Lavabo weitere Werke. Pinsel und Handbürsten in jeder Grösse und Feinheit, Pülverchen und Farben, luftige Leuchten aus dünnem, weissen Seidenpapier an der Decke. Ein Raum im Raum dient als Holzwerkstatt. «Wenn ich mit der Kettensäge arbeite, fliegen die Holzspäne!».
Nach einer schwierigen Zeit verkauft Muk Riediker mit 40 sein ganzes Hab und Gut und geht für 15 Monate ins Ausland. Während der Reise beschliesst der frühere Marketingfachmann – der bereits mit 22 Jahren Vater wird und die Verantwortung für die ganze Familie übernehmen muss –, sein Leben von Grund auf zu ändern. «Ich wollte nicht mehr für unnötigen Konsum arbeiten, sondern für die Kunst leben». Zurück in Zürich baut sich Muk Riediker ein neues, bescheideneres Leben auf, wohnt in einer WG und arbeitet seit sieben Jahren in seinem Atelier an der Hofwiesenstrasse 20. Heute, mit 52 Jahren, weiss er, dass es der richtige Entscheid war – auch wenn er noch nie so viel gearbeitet habe, für so wenig Lohn.
Muk Riediker, überzeugter Autodidakt, liebt das Experimentieren. Mit allen Materialien, die ihm zur Verfügung stehen, mit allen Techniken, die er sich in den Jahren selbst angeeignet hat. Misslingt eine Skulptur, weil sie beim Bearbeiten in zwei Hälften fällt, entstehen halt zwei Skulpturen. «Manchmal hoffe ich, dass mir ein Missgeschick passiert, aus dem etwas Neues entstehen kann. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten!».
Zurzeit arbeitet der Zürcher an einer Serie von «Halo»-Bildern, die das Ergebnis eines vielschichtigen Prozesses sind: Im Mittelpunkt eines Quadrats wird ein Kreis mit Zirkel oder Schnur vorgezeichnet. Mit Hilfe von Rundpinseln und Handbürsten kommen immer mehr Ringe hinzu, die der Betrachter «sowohl sanft verschwommen als auch kontrastreich klar wahrnimmt, ähnlich dem Lichteffekt eines Halo» (Bild unten rechts).
In seiner Jugend verbringt Muk Riediker viel Zeit mit seinem Grossvater, einem Schreiner. «Das Handwerkliche hat mich immer fasziniert». Heute sind Holzskulpturen – vorwiegend aus heimischem Material – Teil seines Schaffens. «Ich will dem Holz die Form nicht aufzwingen». Überraschungen wie faule Stellen halten den Künstler nicht auf. Die Form folgt den Gegebenheiten, die Maserung des Holzes ist unter der feinen Schleifung und mit Wachs polierten Oberfläche mal mehr, mal weniger sichtbar.
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