Blaue Schönheit mit grosser Krone
ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues und Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um die Blaubrust-Krontaube. - Von Severin Dressen
ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues und Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um die Blaubrust-Krontaube. - Von Severin Dressen
In der letzten Kolumne habe ich Ihnen den Schwalbensittich vorgestellt. Er ist einer der acht neuen und gefährdeten Bewohner der Freifluganlage in der neuen Forschungsstation bei uns im Zoo. Diese Woche lade ich Sie erneut ein, sich mit mir an «gleicher Stelle» auf die Lauer zu legen. Ich wähle diesen Ausdruck, weil etwas Geduld nötig ist, um einen Blick auf den Vogel zu erhaschen, den ich Ihnen heute vorstellen möchte. Und das, obwohl er der grösste unter den neuen Bewohnern ist: Die Blaubrust-Krontaube.
Sie weist eine stattliche Körperlänge von 66 bis 74 cm auf und gehört damit zu den grössten Vertreterinnen unter den Taubenarten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie überrascht sein werden, wenn Sie sie das erste Mal erblicken. Sie ist definitiv eine imposante Erscheinung. Durch ihre prachtvolle Krone, die sie auf dem Kopf trägt und der sie ihren Namen verdankt, ist sie – hat man sie einmal im Blick – leicht zu erkennen. Der Kopfschmuck ist typisch für die Gattung der Krontauben. Die blaue Brust dagegen nicht. Diese unterscheidet die Blaubrust-Krontaube von den anderen drei Krontaubenarten, die alle eine rotbraune Brust haben. Grösser und noch etwas schwerer ist übrigens nur die Victoria-Krontaube. Sie erreicht ein Gewicht von bis zu 2,4 kg. Die Blaubrust-Krontaube ist ein paar Hundert Gramm leichter, bringt damit für eine Taube aber immer noch ein ordentliches Gewicht auf die Waage. Das ist auch einer der Gründe, warum die Art inzwischen als bedroht gilt. Bei uns in Europa gelten Tauben als Delikatesse. In ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet, den Tieflandregenwäldern im indonesischen Teil der Insel Neuguinea, werden Krontauben ebenfalls für den menschlichen Verzehr bejagt – meist nicht nachhaltig. Beliebt sind auch die Federn der Tiere. Hinzu kommen anhaltender Verlust von Lebensraum und der vielfach illegale Handel mit Krontauben.
Krontauben sind in erster Linie Bodenbewohner. Nur für die Nacht und zum Brüten begeben sie sich in die höheren Waldetagen. Wenn Sie sich also bei uns im Zoo auf die Lauer legen, richten Sie Ihren Blick nach unten. Die Tauben suchen tagsüber den Boden nach Fressbaren ab. Auf ihrem Speiseplan stehen neben verschiedensten Früchten und Körnern, auch kleinere Insekten. Die Sclater-Krontaube macht sogar Jagd auf kleine Krebse, welche sie aus dem schlammigen Boden am Rand von Flüssen fischt. Wer hätte das gedacht.
Noch ein spannender Fun-Fact zu Krontauben: Ihr Schwanz besteht immer aus genau 16 Federn. Männchen und Weibchen sehen gleich aus und sie leben monogam. Hat sich ein Paar erst einmal gefunden, hält die Verbindung meist ein Leben lang. Bei uns im Zoo lebt aktuell ein Geschwisterpaar. Passende Partner sollen aber bereits bald folgen, so dass wir mit zwei Zuchtpaaren unseren Beitrag im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms für diese spannende Art leisten können.
Weitere Infos:
www.zoo.ch
Lade Fotos..