Rauchfrei im Freien spielen
Während in anderen Kantonen und Ländern Spielplätze zu rauchfreien Zonen erklärt wurden, hinkt Zürich immer noch hinterher. Eine Motion von FDP-Gemeinderat Jehuda Spielman soll dies ändern. - Von Sacha Beuth
Sollen in der Stadt Zürich bald ein Ende haben: Zigarettenkippen auf Kinderspielplätzen. Bild: stop2drop
Während in anderen Kantonen und Ländern Spielplätze zu rauchfreien Zonen erklärt wurden, hinkt Zürich immer noch hinterher. Eine Motion von FDP-Gemeinderat Jehuda Spielman soll dies ändern. - Von Sacha Beuth
Wenn es nach Jehuda Spielman geht, steht es mit den Kinderspielplätzen in der Stadt Zürich nicht gerade zum Besten. «Sie sind oft nach den Mass-stäben und Wünschen der Erwachsenen ausgerichtet und viel zu wenig nach denen der Kinder. Sie sind funktional, beständig und langweilig statt abwechslungsreich und farbenfroh», erklärt der FDP-Gemeinderat. Aus diesem Grund hat er eine Motion ausgearbeitet, worin der Stadtrat aufgefordert wird, ein neues Leitbild und eine neue Strategie für die öffentlichen Spielplätze zu entwickeln und umzusetzen. Spielman fand in den letzten Tagen breite Unterstützung für sein Vorhaben und will den Vorstoss heute Mittwoch im Gemeinderat einreichen. Unter den hierfür in der Motion aufgeführten Grundsätzen sticht einer besonders hervor: Dass Spielplätze in der Stadt Zürich generell rauchfreie Zonen sein sollen.
Denn obwohl es in der heutigen Zeit erstaunlich klingt, so gibt es tatsächlich weder ein vom Bund noch vom Kanton oder von der Stadt Zürich auferlegtes allgemeines Rauchverbot auf Spielplätzen. «Höchste Zeit, dass sich dies wenigstens auf Gemeindeebene ändert», findet Spielman. Als Vater zweier Söhne spricht er aus Erfahrung. «Es ist sowohl für Kinder wie für nichtrauchende Eltern unzumutbar, wenn man beim Spielen im Sandkasten ständig auf Kippen stösst oder an der Schaukel von nebenan von rauchenden Eltern zugequalmt wird.»
Bei den Nichtraucherschutz-Organisationen stösst Spielmans Vorstoss auf breite Zustimmung und Unterstützung. «Ich bin überzeugt, dass sich die Situation mit einem Verbot verbessern lässt. Und zwar vor allem auch hinsichtlich der Vorbildfunktion von Erwachsenen bei der Prävention bei Kindern und der Reduktion von Littering», betont Wolfgang Kweitel, Mediensprecher der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz. Einwände, dass das geplante Verbot nur schwer zu kontrollieren sei und sich kaum alle Raucherinnen und Raucher daran halten würden, wiegelt er ab. «Auch beim Autofahren halten sich nicht alle Personen an Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Fahrverbote und niemand fordert deswegen ernsthaft deren Aufhebung. Fakt ist, dass wenn nur schon ein Teil der rauchenden Eltern sich an das Verbot hält, sich die Situation auf den Spielplätzen massiv verbessert.» Das sieht Markus Dick, Geschäftsführer von stop2drop, ähnlich. Wobei für ihn ein Verbot eher als Wegbereiter für ein gesellschaftliches Umdenken dient. «Die Leute müssen verstehen, wie sehr sie mit dem Rauchen auf Spielplätzen die Gesundheit von Kindern gefährden.»
Er verweist auf eine Aktion seiner Organisation im letzten Jahr, bei der Freiwillige in der ganzen Schweiz auf 170 Spielplätzen während rund eineinhalb Stunden Zigarettenkippen sammelten und dokumentierten. Jede Kippe enthält laut Dick bis zu 7000 verschiedene Chemikalien von denen rund 100 giftig oder sogar stark giftig sind. «Der nationale Schnitt lag dabei bei 91 gesammelten Kippen pro Spielplatz, in der Stadt Zürich sogar bei 109, wobei der Spielplatz Stolzewiese im Kreis 6 mit 326 Kippen der traurige lokale Spitzenreiter war. Wenn wir mit dem Verbot den Schnitt nur schon auf 50 Kippen senken könnten, wäre das ein grosser Erfolg», ist Dick überzeugt.
Schaut man über die Kantons- und Landesgrenzen hinweg, sind Rauchverbote auf Spielplätzen und weiteren Aussenbereichen schon umgesetzt worden. So gilt seit letztem Jahr im Kanton Genf an öffentlich zu-gänglichen Orten wie Spielplätzen, Eisbahnen, Schwimmbädern, Sportplätzen und deren Tribünen, den Aussenbereichen von Bildungseinrichtungen und an den Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs, ein Rauchverbot. In Mailand ist seit dem 1. Januar 2025 Rauchen im Freien generell verboten. Frankreich kennt bereits seit 2008 Einschränkungen und hat letztes Jahr die Rauchverbotszonen auf Strände, Parks, Wälder und Bereiche vor den Schulen ausgedehnt. Zudem wurde in der Stadt St. Gallen 2025 eine Unterschriftensammlung für rauchfreie städtische Spielplätze gestartet.
«Mit der Forderung rauchfreier Kinderspielplätze aus der Motion von Herrn Spielman könnte nun die Stadt Zürich eine Vorreiterrolle für andere Schweizer Städte übernehmen», findet Dick. Zumal sich diese Massnahme laut Spielman bei einer Annahme der Motion sofort umsetzen liesse und Kinder endlich rauchfrei im Freien spielen könnten.
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