Grosser Aufwand für kleine Vögel
Die Neugestaltung der Pestalozzi-Anlage bringt Tierschützer in Aufruhr. Sie sorgen sich um die dortigen Spatzen – doch die Stadt hat vorgesorgt. - Von Sacha Beuth
Auf der Pestalozzi-Anlage sind die Umbauarbeiten aktuell in vollem Gang. Auch künftig sollen sich Spatzen darin wohlfühlen. Bild: Maja Steinlin
Die Neugestaltung der Pestalozzi-Anlage bringt Tierschützer in Aufruhr. Sie sorgen sich um die dortigen Spatzen – doch die Stadt hat vorgesorgt. - Von Sacha Beuth
Seit vielen Jahren ist die Pestalozzi-Anlage ein Ort der Ruhe und des Friedens für Mensch und auch Tier. Insbesondere Spatzen dient sie mit ihren zahlreichen und dichten Hecken als Refugium. Doch jetzt scheint es damit vorbei zu sein. Denn nachdem wegen der Baustelleninstallation des Brannhofs die Grünfläche entlang der Usteristrasse vorübergehend entfernt werden musste, wird sie nun wieder hergestellt und in dessen Zug die ganze Anlage saniert. Dabei soll es nicht nur dem gebietsfremden Kirschlorbeer an den Kragen gehen, sondern den meisten Büschen und Hecken.
Derweil die Bagger ihre Arbeit verrichten, stehen bei Tierschützern wie Maja Steinlin die Alarmzeichen auf Rot. Sie befürchten, dass durch die Zerstörung der Hecken den ansässigen Spatzen überlebenswichtige Schutz- und Versteckmöglichkeiten verloren gehen. Und dies bei einer Tierart, deren Bestände seit einigen Jahrzehnten rückläufig sind. «Spatzen sind sehr ortstreue Vögel und bewegen sich meist nur in einem Umkreis von 100 Metern. Und es ist besonders wichtig, dass sie immergrüne und bis zum Boden reichende Pflanzen als Rückzugsort zur Verfügung haben», betont Steinlin. Um die Spatzen auf der Pestalozzi-Anlage zu schützen, hat sie zusammen mit der Organisation Animal Trust bereits 2010 gegen ein Sanierungsprojekt – welches dann laut Angaben des Tiefbauamtes aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt wurde – Einsprache erhoben. Beim neuen Projekt sei man wegen der Bezeichnung «Instandstellung Usteristrasse» abgelenkt worden und habe keine Möglichkeit erhalten, rechtzeitig beim Tiefbauamt vorzusprechen. Nun hofft Steinlin, dass die Sanierung möglichst sanft ausfällt und während des Umbaus jederzeit genügend Büsche und Hecken vorhanden sind beziehungsweise die alten Pflanzen erst entfernt werden, wenn die neuen ausreichend nachgewachsen sind.
Ein Anliegen, das offenbar grundsätzlich bei der Stadt Berücksichtigung findet und für das sie auch einigen Aufwand in Kauf nimmt. «Wir nehmen den Vogelschutz sehr ernst», schreibt Helen Berg von der Kommunikation des Tiefbauamts. «So wurden unter anderem nach dem Entfernen der Sträucher entlang der Usteristrasse Ersatzsträucher auf Seite Schweizergasse gepflanzt. Diese Sträucher stehen den Spatzen während der Sanierung zur Verfügung und darüber hinaus. Insgesamt bleiben rund ein Drittel der Stauden und Sträucher sowie alle Bäume erhalten. Und es werden sieben neue Bäume gepflanzt». Als Ersatz für die alten Sträucher würden 43 neue gepflanzt. Diese seien beim Ansetzen bereits 1,5 bis 2 Meter hoch und würden den Vögeln ausreichend Unterschlupf bieten, weshalb man auf einen etappierten Austausch verzichte. Nur beim Kirschlorbeer kennt die Stadt kein Pardon. Zwar negiert Helen Berg nicht dessen Wert als immergrünes Versteck. «Doch der Kirschlorbeer ist eine invasive Art, die sich schnell ausbreitet. Im Auftrag von Bund und Kanton muss er aus den städtischen Anlagen entfernt werden», erklärt Helen Berg.
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