Ein Markt gibt nicht auf
Wegen Bauarbeiten muss der Bürkli-Flohmarkt ab Samstag auf umliegende Strassen ausweichen. Die Saison startet mit weniger Ständen und organisatorischen Hürden. - Von Christian Saggese
So kennt man den Bürkli-Flohmarkt. Diese Saison wird er in die Seitenstrassen verdrängt. Bild: PD
Wegen Bauarbeiten muss der Bürkli-Flohmarkt ab Samstag auf umliegende Strassen ausweichen. Die Saison startet mit weniger Ständen und organisatorischen Hürden. - Von Christian Saggese
Am kommenden Samstag beginnt am Zürcher Bürkliplatz wieder die Flohmarktsaison. Doch für die Standbetreiber bringt das neue Jahr einige Herausforderungen mit sich. Wegen Bauarbeiten auf der Stadthausanlage werden ihre Verkaufsstände in die benachbarten Seitenstrassen verdrängt. Dennoch ist die Stimmung unter den Marktleuten optimistischer als noch vor wenigen Monaten – was hat sich verändert?
Ein Rückblick: Seit über 50 Jahren ist der Bürkli-Flohmarkt eine feste Institution im Zürcher Stadtleben. Zwischen nostalgischen Spielsachen, seltenen Schallplatten und skurrilen Fundstücken wechseln hier Woche für Woche kleine und grosse Schätze ihre Besitzer. Doch zuletzt wurde die gesellige Atmosphäre von Sorgen getrübt. Hintergrund waren Pläne der Stadt zur Umgestaltung der Stadthausanlage. Die ursprünglichen Entwürfe sahen für die Zukunft massive Einschränkungen für den Flohmarkt vor – weniger Platz, weniger Stände, erschwerte Zufahrtsbedingungen. Auch der dortige Gemüsemarkt wäre betroffen gewesen.
Wäre. Denn die Marktfahrer wehrten sich. Mit zwei separaten Petitionen – eine vom Flohmarkt, eine vom Gemüsemarkt – sammelten sie Unterschriften und machten ihren Unmut lautstark publik. Massgeblich beteiligt an dem Protest war Monika Luck, Präsidentin der Vereinigung Zürich Flohmarkt. «Es war ein langer Weg», sagt die 74-Jährige, «mehr als ein Dutzend Sitzungen mit der Stadt standen auf dem Programm.» Und das in einer ohnehin schwierigen Zeit: Immer wieder musste der Flohmarkt wegen Grossveranstaltungen wie dem Trachtenfest, der Street Parade, der Rad-WM oder aufgrund von Gleisarbeiten bei der nahegelegenen VBZ-Station aussetzen. «Dazu kam, dass unsere laut geäusserten Bedenken über die Entwicklung oft belächelt wurden», weiss Monika Luck, «da viele meinen, ein Flohmarkt sei eine reine Hobby-Veranstaltung. Dabei hängt für manche der Lebensunterhalt vom Verkauf ihrer Ware ab.»
Im August dann die überraschende Wende: Nach monatelangem Ringen verkündete die Stadt eine einvernehmliche Lösung mit den Marktbetreibern. Unter anderem soll auf die Pflanzung von neun Bäumen verzichtet werden, damit die Märkte künftig weiterhin genügend Raum finden, konkretisiert Monika Luck. Auch die Zufahrtswege könnten so weitgehend erhalten bleiben. Wie genau sich die Lage nach dem Umbau entwickeln wird, bleibe laut Luck allerdings abzuwarten – Klarheit werde wohl erst Ende Jahr herrschen, wenn die Baumaschinen wieder weg sind.
Nun aber steht zuerst noch die Saison der Herausforderungen bevor. Wegen der laufenden Bauarbeiten findet der Bürkli-Flohmi nicht mehr zentralisiert, sondern verteilt in den umliegenden Strassen – Fraumünsterstrasse, Börsenstrasse, Kapplergasse sowie an der Bahnhofstrasse beim Heimatwerk – statt. Waren es vor zwei Jahren noch 225 fixe Stände, verzichtete man bereits letztes Jahr mit Blick auf die anstehenden Bauarbeiten darauf, neue Saisonplätze zu vergeben, womit es zuletzt nur noch 185 waren. Nun, in der nochmals verkleinerten Form, wird es nur noch 145 Saisonstände geben. «So mancher nutzte den Moment, um altersbedingt den Rücktritt zu geben, anderen ist die neue Regelung zu kompliziert und sie setzen freiwillig für mindestens ein Jahr aus», so Monika Luck. Auch bei den Tagesplätzen gibt es Einschränkungen: Sie sind auf einzelne Standorte wie die Kapplergasse oder den Münsterhof begrenzt – letzterer steht allerdings nur zur Verfügung, wenn dort keine andere Veranstaltung stattfindet. «Generell wird es für uns organisatorisch eine Herausforderung», so Luck. «Die Strassen sind eng, und oft stehen dort noch Autos vom Vortag, die man allenfalls vor dem Aufbau noch abschleppen muss, sollte der Besitzer nicht gefunden werden.» Wie die Flohmi-Präsidentin weiss, hatte der Gemüsemarkt mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Hinzu kommt, dass die ebenfalls durch die Bauarbeiten noch angespanntere Parkplatz-situation als sonst schon auswärtige Besucher davor abschrecken könnte, anzureisen – dabei seien die eine wichtige Kundengruppe.
Trotz aller Widrigkeiten bleibt Monika Luck zuversichtlich: «So oder so – auch dieses Jahr dürfen sich die Besucher wieder auf ein buntes Potpourri an Raritäten, Kuriositäten und Vintage-Schätzen freuen. Die Händler blicken der kommenden Saison trotz erschwerender Umstände mit Freude entgegen und hoffen auf besseres Wetter als letztes Jahr.»
Weitere Informationen:
Bürkli-Flohmarkt jeden Samstag (ausser 9. August) von 7 bis 17 Uhr rund um die Stadthausanlage
Genauer Plan: buerkli-flohmarkt.ch
Die Stadthausanlage wird noch bis voraussichtlich Dezember 2025 instand gestellt. So entsteht ein Neubau des Kiosk aus lokalem Holz, in welchem unter anderem auch zwei Züri-WCs Platz finden. Weiter wird der Baumbestand etappenweise vergrössert. Rund 20 absterbende Bäume werden ersetzt. Mit zusammenhängenden Baumgruben schafft die Stadt bessere Wachstumsbedingungen, und auch der Baumschutz bei Veranstaltungen wird verbessert. Ausserdem wird als weitere Massnahme zur Hitzeminderung das Regenwasser künftig besser versickern können. Rundbänke, begrünte Baumscheiben und eine optimierte Markt- und Veranstaltungsinfrastruktur für Strom und Wasser werten die Anlage zusätzlich auf.
Lade Fotos..