Zürich als grünes Vorbild
Als Gastgeber des European Forum on Urban Forestry zeigte Grün Stadt Zürich, wie vor Ort der städtische Raum begrünt wird. Das «Tagblatt» nahm dazu am Rundgang «Parks und Bäume» teil. - Von Sacha Beuth
Als Gastgeber des European Forum on Urban Forestry zeigte Grün Stadt Zürich, wie vor Ort der städtische Raum begrünt wird. Das «Tagblatt» nahm dazu am Rundgang «Parks und Bäume» teil. - Von Sacha Beuth
Wie erhält man in einer Stadt wertvolle ökologische Flächen? Welche Bäume sind in urbanen Zonen am besten als Schattenspender geeignet? Und wie nutzt man Regenwasser möglichst effizient? – Dies sind nur drei von vielen Fragen, denen die rund 150 Teilnehmenden des 27. European Forum on Urban Forestry, welches vom 3. bis 7. Juni in Zürich stattfand, nachgingen. Geladen dazu hatte Grün Stadt Zürich zusammen mit der Berner Fachhochschule BFH und dem Schweizer Netzwerk für Urban Forestry ArboCityNet, welche auch die dazugehörigen Exkursionen in Kleingruppen organisierten. Eine davon, «Pärke und Bäume», führte nach Zürich-West, wo die Parkgestaltung und das Regenwasser-Management im Fokus standen.
Beim ersten Stopp an der Giessereistrasse erläuterte Andrea Saluz, Leiter Koordinationsstelle Stadtbäume bei Grün Stadt Zürich, die Erfahrungen, die mit einem eigens entwickelten Substrat und einem besonderen Regenwasser-Abflusssystem gemacht wurden. «Vor vier Jahren haben wir Pflanzen gesetzt – und nun schauen Sie, wie die Bäume gewachsen sind», erzählte Saluz stolz. Tatsächlich haben die Weiden eine beträchtliche Höhe erreicht. Allerdings sind sie unterschiedlich gross, obwohl sie zur gleichen Zeit und mit annähernd gleicher Wuchshöhe eingepflanzt wurden. «Der Grund ist der unterschiedliche Zugang zum Wasser», so Saluz. «Je näher sie sich bei den Schleusen befinden, desto grösser sind sie.» Die Metallschleusen am Rand des Trottoirs leiten das auf der Strasse angesammelte Regenwasser in die Pflanzenbeete. Sie können geschlossen werden, wenn im Winter die Strasse gesalzen werden muss. «Allerdings hat sich herausgestellt, dass der Unterhalt dieses Systems zu aufwändig und nicht effizient genug ist und darum nicht weiter verfolgt wird», musste Saluz eingestehen. Eine Erfolgsgeschichte ist dagegen das extra zur Begrünung Zürichs entwickelte, dreischichtige Substrat. «Das System mit einer oberen, etwa 10 Zentimeter dicken Schicht aus feinem Kies, einer rund 30 Zentimeter dicken Nährstoff- und Filterschicht in der Mitte und einer etwa 60 Zentimeter dicken unteren Schicht aus grobem Kies hat sich bestens bewährt» betonte Stefan Stevanovic, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Pflanzenverwendung bei der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Es sorge für eine optimale Luftzufuhr und zugleich für die Reinigung des Strassenwassers.
Weiter ging es zum Turbinenplatz. «Bei seiner Eröffnung 2003 gab es hier nur Birken, erst 2023 haben wir im Sinne der biologischen Vielfalt auch andere Bäume, darunter auch Nadelbäume hinzugepflanzt», erklärte Stevanovic. Auch hier zeigen sich Unterschiede im Wuchs. «Die Bäume, die in Grün-beeten angesetzt wurden, sind wiederum höher als jene, die von Asphalt und Schleppstauden umgeben sind.» Saluz zeigte derweil auf die Rinnen am Boden und wies auf eine besondere Premiere hin. «Hier wurde erstmals unser Regenwassermanagement eingesetzt, bei dem Regewasser in den Rinnen gesammelt und in die Bewässerungsgruben links und rechts des Platzes zugeführt wird.»
Saluz und Stefanovic führten die Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmer darauf zur Heinrichstrasse. «An dieser Stelle bestand die Herausforderung darin, neue junge Bäume in den alten Baumbestand mit seinen grossen, schattenspendenden Kronen zu integrieren. «Durch die Aufhebung von Parkplätzen war es möglich, die Grünflächen rund um die alten Bäume zu vergrössern, was sowohl der Entwicklung der jungen wie der alten Bäume zu Gute kam», so Saluz. Während die beiden Führer sich nun den spezifischen Fragen der Exkursionsteilnehmenden widmeten, führten ein schwedischer und ein deutscher Teilnehmer ein kurzes Gespräch, welches letzterer mit den Worten schloss: «Was hier in Zürich zur Begrünung gemacht wird, ist vorbildlich».
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