Veloampeln für mehr Sicherheit
In der Stadt stehen 167 Veloampeln, weitere sollen folgen, um den Veloverkehr sicherer zu machen. - Von Clarissa Rohrbach
Dank der Vorgrün-Ampel (hier Kalkbreite-/Seebahnstrasse) kommen Velos früher aus der Gefahrenzone. Bild: Pro Velo
In der Stadt stehen 167 Veloampeln, weitere sollen folgen, um den Veloverkehr sicherer zu machen. - Von Clarissa Rohrbach
Velofahren in der Stadt ist gefährlich. In einer Rangliste von Pro Velo, die die Velofreundlichkeit in Schweizer Gemeinden bewertete, landete Zürich auf dem letzten Platz. Zwar haben laut der Dienstabteilung Verkehr (DAV) die Velounfälle im letzten Jahr abgenommen (508 im Jahr 2024, 529 im Jahr 2023), doch wer sich mit dem Fahrrad auf die Strasse wagt, geht immer noch ein Risiko ein. Daran erinnert der Unfall im Herbst 2022, bei dem eine junge Frau am Lochergut von einem rechtsabbiegenden Betonmischer tödlich verletzt wurde. Unfälle wie dieser sind für die DAV Anlass, Veloampeln aufzustellen. Bereits zwei Monate nach dem tragischen Unglück wurde an der Kreuzung Badener- und Seebahnstrasse ein Lichtsignal installiert. «Jeder Unfall ist einer zu viel», sagt DAV-Sprecherin Chantal Stocker. Die Stadt habe im Rahmen des Strategie-Schwerpunkts «Sicher Velofahren» mehrere Schwachstellen baulich umgestaltet. Die Veloampeln hätten sich dabei bewährt. Sie trennen den Veloverkehr räumlich und zeitlich vom motorisierten Verkehr und minimieren so die Konflikte. «Dadurch wird die Verkehrssicherheit erhöht.» Die Bedürfnisse der Bevölkerung würden bei der Gestaltung neuer Veloampeln miteinbezogen. Die Stadt nehme Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge zu den Velowegen auf bikeable.ch entgegen.
Zurzeit stehen in der Stadt 167 Veloampeln. Diese Zahl wächst seit 2014 exponentiell. Im letzten Jahr wurden 12 neue Lichtsignale installiert, weitere sind geplant. «Die Veloampeln werden, wo sinnvoll, in Strassenbaumprojekte oder kurzfristig umsetzbare Velomassnahmen eingeplant», sagt Stocker.
Die Stadt unterscheidet drei Typen von Veloampeln. Die häufigste Variante ist die Vorgrün-Ampel. Diese schaltet fünf Sekunden früher auf Grün als die Autoampel, damit Velofahrerinnen und Velofahrevor dem motorisierten Verkehr losfahren können – etwa an der Stauffacherstrasse oder an der Kreuzung Zweier- und Zurlindenstrasse.
Ein anderer Typ ist die gelb blinkende Veloampel. Sie erlaubt es Velofahrenden auch bei Rot weiterzufahren. Allerdings müssen sie Fussgängern und links abbiegenden Fahrzeugen den Vortritt lassen, wie zum Beispiel an der Lagerstrasse/Kanonengasse. Schliesslich gibt es die Phasentrennung, bei der Velos und Autos nacheinander Grün erhalten, sodass sich ihre Wege nicht kreuzen – etwa an der Kreuzung Kasernen-strasse/Gessnerbrücke. Neben diesen drei Ampeltypen gibt es seit 2021 auch ein «Rechtsabbiegen bei Rot»-Schild. Dieses erlaubt es Velofahrenden, trotz Rotlicht, rechts abzubiegen, sofern sie Fussgängern den Vortritt lassen.
Die Stadt will den Veloverkehr auch durch andere Massnahmen sicherer machen. Dazu gehören sogenannte Velosäcke – vier Meter tiefe Wartebereiche für Velos vor der Ampel, die speziell markiert werden. Auch Velostreifen sollen besser gekennzeichnet, wenn nötig sogar mit roter Farbe markiert werden. Weitere Massnahmen sind die Verbesserung der Sichtweite und das Abschleifen von Randsteinen. Hinzu kommen laut Chantal Stocker Sensibilisierungsmassnahmen. Pro Velo Schweiz bietet ein digitales, von der Stadt unterstütztes Lernprogramm an, mit dem Velofahrende ihre Kompetenzen im Strassenverkehr erweitern können.
Pro Velo Zürich begrüsst die Zunahme von Veloampeln in der Stadt. «Durch das Entflechten des Verkehrs können Velos sicherer und flüssiger fahren», ist Sprecherin Andrea Freiermuth überzeugt. Mit der Vorgrün-Ampel bewegten sich Fahrradfahrende früher aus der Gefahrenzone und seien besser sichtbar – denn vor allem Lastwagenfahrer sähen sie im toten Winkel nicht. Auch der Verkehrsfluss für Velos werde durch die Ampeln verbessert. «Velofahren wird komfortabler, da man nicht überall anhalten muss», sagt Freiermuth. Die Akzeptanz der Lichtsignale sei bei Velofahrerinnen und Velofahrern gross. Während diese früher «einschränkend» wirkten, seien sie heute «ermöglichend».
Doch Andrea Freiermuth meint, dass sich Velofahrende erst an die Ampeln gewöhnen müssten:. «Kennt man die Kreuzung nicht und sieht die Veloampel nicht, bleibt man einfach stehen.» Um die Sichtbarkeit zu verbessern, montiert die DAV die Leuchten tief, sodass sie in der Sitzhaltung wahrgenommen werden. Laut Andrea Freiermuth seien Velofahrende aber auch gewöhnt, auf die grossen Autoampeln zu schauen. «Man muss darauf achten, ob es eine Veloampel gibt.» Andrea Freiermuth ist überzeugt, dass die Verbesserungen im Veloverkehr mehr Leute aufs Fahrrad bringen werden. Der Veloverkehr in der Stadt nimmt kontinuierlich zu. Seit 2013 hat sich laut DAV die Zahl der täglichen Fahrten an den wichtigsten Zählstellen verdoppelt – von rund 10 000 auf rund 20 000 pro Tag.
Wozu Veloampeln? Kaum ein Velofahrer achtet überhaupt auf irgendwelche Ampeln, oder fährt dann quer über die Strasse oder über das Trottoir um das Rotlicht irgendwie zu umgehen. Führt in Zürich lieber mal die Theorie- und Praxisprüfung für Velofahrer ein, bevor man die auf die Strasse lässt. Gemäss SUVA sind 84% aller Velounfälle selbstverschuldet und selbstverursacht.
Robert Grieder antwortenLade Fotos..