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Album

Achtung, Tram!

Von: Rita Angelone

07. Juni 2022

Die Angelones

Sie kennen Hans Guck-in-die-Luft. Der Bub, der auf dem Schulweg zum Himmel schaut, um Vögel zu beobachten, statt auf die Strasse zu achten. Dabei stolpert er über einen Hund, fliegt in den Fluss und wird wegen seines lächerlichen Verhaltens von den Fischen ausgelacht. Die Geschichte stammt aus dem erzieherischen Kinderbuch «Struwwelpeter». Obwohl das Werk inzwischen als überholt gilt, ist die Bezeichnung Hans Guck-in-die-Luft immer noch negativ behaftet und wird oft «gut gemeint» im Zusammenhang mit verträumten Kindern verwendet, die am Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom leiden.

Dabei ist Hans alles andere als lächerlich oder für seine vermeintliche Unkonzentriertheit zu bedauern. Er tut das Richtige: Er hebt den Kopf, schaut sich seine Umwelt an und ist von alldem, was er sieht, begeistert. Nicht so wie viele heutige Hänschen, die ihre Blicke «vorbildlich» nach unten richten und so perfekt auf ihr Handy «konzentriert» sind, dass sie im Strassenverkehr immer öfters in brenzlige Situationen geraten.

Ob die neuen Bodenmarkierungen auf Fussgängerstreifen den heutigen Hans Guck-aufs-Handy besser vor Tram-Unfällen schützen können, wird sich weisen. Ich wage es zu bezweifeln, denn so weit auf den Boden hinunter sind die Hänschen nicht einmal mehr in der Lage zu schauen. Der ständige Blick aufs Handy verlängert gemäss Studien den Augapfel und macht kurzsichtig. Ganz abgesehen von der neu entdeckten Entwicklung sogenannter Smartphone-Knochen am Schädel infolge ständig nach unten gebückter Kopfhaltung. Aber das ist eine andere Geschichte …

Statt Bodenmarkierungen wären mir Präventionsmassnahmen lieber, die dem Hans Guck-in-die-Luft ein Revival bescheren und ihn als neues Vorbild rehabilitieren. Es gibt so viel Schönes um uns herum zu sehen. Wir müssten unsere Nacken nicht einmal fest strapazieren, um ganz nach oben zu schauen. Nach vorne gucken würde schon reichen. Auch, um Unfälle zu verhindern.

Rita Angelone hat zwei Kinder und schreibt jede Woche über den ganz normalen Wahnsinn ihres Familienalltags.

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