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Album

Auf dem Buckel der Alten

Von: Rita Angelone

19. September 2018

Die Angelones.

Damals schon regte ich mich auf, als die SBB bediente Schalter an Bahnhöfen schlossen und stattdessen Billettautomaten aufstellten. «Wie sollen nun ältere Menschen ihre Billette lösen?», fragte ich mich und dachte an meine Eltern. Würden sie es auf die Reihe kriegen, von Schwanden, einem dieser Bahnhöfe im Glarner Hinterland, der relativ früh der Automatisierung zum Opfer fiel, zu mir nach Zürich zu reisen und dafür das korrekte Billett zu lösen? Es ist überhaupt nicht so, dass ich ältere Menschen für unfähig halte, etwas Neues zu lernen. Schliesslich hat ihre Generation viele einschneidende Entwicklungsschritte erlebt und meistern gelernt. Ich fand diese Automaten-Sache damals einfach fies und nicht richtig, weil es keine Alternative gab: Wer mit dem Zug fahren will, muss ein Billett haben. Gibts keinen bedienten Schalter, muss dieses – nolens volens – am Automaten gelöst werden. «Das wird ja wohl nicht so schwierig sein. Auch die Alten müssen Neues lernen können  – gerade in der heutigen Zeit!», so die Meinung vieler. Nun ja, meine Eltern haben es – wie andere ältere Menschen auch – tatsächlich geschafft, sich schlecht und recht umzustellen. Was blieb ihnen anderes übrig, gell?

Doch damit nicht genug: Nun finden die SBB, dass die Automaten abgeschafft werden sollen, weil selbst diese nicht wirtschaftlich genug sind. Wir alle werden die Billette künftig via App lösen. Mir dreht sich der Magen. Haben sich die SBB-Leute auch einmal überlegt, dass es nicht wenige ältere Menschen gibt, die ein Smartphone nicht bedienen können? Nicht, weil sie es intelligenzmässig nicht  könnten, sondern weil sie vielleicht nicht mehr gut genug sehen. Weil sie die Tasten mit ihren von der Gicht gekrümmten Fingern nicht mehr drücken können. Oder wegen eines Tremors schon gar nicht mehr erwischen. Ich bleibe dabei: Entwicklungsschritte, die unsere ältere Generation links liegen lässt, finde ich fies. Und nicht richtig.

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