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Album

Cool uncool

Von: Clarissa Rohrbach

08. November 2016

Freiheit über alles. Das war jahrelang mein Motto. Dann kam mir dieser Velounfall in die Quere. Gehirnerschütterung und fünf Stiche, um die Platzwunde am Kopf wieder zuzunähen. Die Polizei und meine Freunde waren sich einig: Ein Velohelm musste her. Also verzichtete ich auf die frische Brise, die mein Haar verwehte, und setzte mir dieses unsägliche Ding auf. Aber Zürich wollte nicht, dass ich einen Velohelm trage. Von allen Seiten buhte mich die Jugend aus. «Oh, du bist aber sicher unterwegs», hiess es unter spöttischem Gelächter. Ich bewunderte die Velofahrer, die mit einer Selbstverständlichkeit Helm und Leuchtwesten tragen in einer Stadt, die einem ständig abverlangt, gestylt zu sein. Und dann dämmerte mir: Die wissen eben, dass Schutz cooler ist als Aussehen. Das ist ein bisschen wie diese Aids-Kampagnen, in denen lauter glückliche Menschen sich mit Kondom lieben. Die sind extra lässig gefilmt, um zu zeigen: Wer wirklich etwas draufhat, passt auf sich auf. Aber das versteht man wohl erst, wenn man nicht mehr so uncool ist, dass man cool sein will.

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