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Die Wut der Frauen
Von: Rita Angelone
Als ich letzte Woche geschrieben habe, dass ich keine Lust hätte, hinter jeder Person, jedem Wort, jeder Tat etwas Ungutes zu vermuten, dass ich es schade und unfair fände, überall Gespenster zu sehen, auch wo es keine gibt, so meinte ich damit – ganz ehrlich gesagt – auch diese plötzlich überall herrschende Wut der Frauen gegenüber allem, was auch nur dem Anschein nach zu männlich daherkommt.
Auch dazu habe ich keine Lust. Ständig wütend zu sein auf alles, was nicht Frau genug ist, finde ich nicht nur anstrengend, sondern genau so schade und unfair und vor allem unnütz. Denn allein mit Wut kann man nichts verbessern.
Selbstverständlich bin ich für Gleichberechtigung, Chancengleichheit und Selbstbestimmtheit der Frauen. Und zwar auf der ganzen Welt. Natürlich lehne auch ich Sexismus ab, und auch ich hätte nicht gewollt, dass mir Trump in den Schritt greift. Ich hätte ihm wohl auf der Stelle eine geschmiert – so viel zu meiner Art von Wut.
Doch nicht alle Männer greifen mir in den Schritt. Auch hatte ich bisher das Gefühl, dass ich eigentlich ein selbstbestimmtes Leben als Frau führen durfte, dass ich so weit dieselben Chancen und Rechte hatte, wie wenn ich als Mann geboren worden wäre. Und immer dann, wenn ich einen Kompromiss eingehen oder zurückstecken musste, war auch nicht immer diese «böse, männerdominierte Weltordnung» schuld daran. Und schon gar nicht Trump.
Weshalb sollte ich also ausgerechnet jetzt plötzlich so allgemein-hässig auf alles Männliche sein, warum auch einen Pussy-Hat stricken, wieso innerhalb weniger Tage mehrmals protestierend herummarschieren? Schimpfen Sie mich privilegiert, unemanzipiert oder gar blauäugig und dumm, aber bitte verzeihen Sie mir, wenn ich in dieser Frage Mühe habe, mich mit den derzeit grassierenden wüten- den Frauen solidarisch zu zeigen.
Rita Angelone (48) hat zwei Kinder (10 und 8). www.dieangelones.ch
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Leserkommentare
Alida Holliger - Liebe Frau Angelone, Ihr Artikel von heute, 22 März, gefällt mir sehr. Es ist auch mir schleierhaft wieso Frauen, auch "glücklich" verheiratete, so über "die Männer" schimpfen, und kein gutes Wort finden können. Wir waren mehr als
mehr anzeigen ... 30 Jahre verheiratet, nicht immer ohne Meinungsverschiedenheiten, aber wir schätzten uns gegenseitig. Mein Mann war verwitwet, leider bemerkte ich bei seiner Tochter dieses "Symptom" auch: ich "arbeite" nicht freiwillig für meinen Freund. Das Wort Liebe ist scheinbar "out". Ich habe nach lange Jahren als dipl. Pflegefachfrau doch einige Lebenserfahrung, sicher auch mit Männer:gerade die Unterschiede haben mich interessiert und manchmal amüsiert.Vielen Dank für Ihre interessante Kolumne, lese ich immer wieder gerne! Alida Holligefr.
Barbara Trunz - Ja da gebe ich dir Recht, ich finde es sehr zeitaufwändig, auf alles und jeden würend zu sein, der das "feministische angreift". Es verkürzt das Leben ungemein. Und zufriedener macht es auch nicht. Ich liebe mein Leben, auch wenn ich mal zurückstecken
mehr anzeigen ... muss, auch wenn ich niederlagen erleide.....
Ich erfreue mich meines Öebens, mache das beste daraus und habe meistens ein lächeln im Gesicht.