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Album

Ein rauerer Wind

Von: Christian Saggese, Redaktor

14. Februar 2021

Interessant, wie sich die Stimmung im Land innert zwölf Monaten teilweise radikal verändert hat. Jugendliche, die illegale Massenpartys feiern, werden im Internet neu als «coole Rebellen» und nicht mehr als «Nichtsnutze» bezeichnet. Politiker, die sich sonst für eine Stärkung der Polizei einsetzen, rufen plötzlich zu zivilem Ungehorsam auf. Greifen junge Leute andere Jugendliche an, wird kaum noch über mangelhafte Erziehung und fehlende Integration diskutiert, sondern darüber, dass der Shutdown nun einmal Langeweile verursacht und daher solche Reaktionen herausfordert. Und immer mehr Menschen vertrauen Youtubern mehr als den Medien.


Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass es weiterhin die Schutzmassnahmen sind, die Menschen zusammenbringen, welche sonst kaum miteinander sprechen würden. Doch es ist eine andere Solidarität als zu Beginn der Krise.  Es ist keine «Wir schaffen das zusammen»-Mentalität mehr, sondern sie ist geprägt von Wut, von Hilflosigkeit. Ja, es ist richtig und wichtig, die aktuelle Situation zu hinterfragen. Gleichzeitig ist es aber auch schade, wie weit es gekommen ist. Vor gut einem Jahr klatschten noch alle gemeinsam für das Pflegepersonal. Ich hoffe, wir finden wieder zu dieser Gesellschaft zurück.

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