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Album

Sibylle Ambs ist selbständige Texterin und Journalistin.

Eine Frage der Perspektive

Von: Sibylle Ambs

04. Mai 2021

Sibylle surft

Die Bikinisaison kommt. Und wie jedes Jahr mache ich mir wieder Gedanken über meinen nahenden Badi-Auftritt … Ich habe mir als Gegenmittel deshalb den Insta- Kanal von Danae Mercer abonniert. Unter dem Titel «Angels and Self-Love», also Winkel und Selbstliebe, enttarnt sie (scheinbar) all die perfekten Bikini-­Selbstdarsteller und zeigt das real life hinter der Kamera.

Aber Moment – Winkel und Selbstliebe? Sich selber zu lieben ist also eine Frage des Kamerawinkels? Fakt ist: Früher (ganz früher, Prähandy-Zeit) hat es noch gereicht, die Augen offen und den Mund geschlossen zu halten, um ein passables Bild hinzubekommen. Anders heute: Eine Million weiterer extrem massgebender Dinge sind nun zu beachten! Zum Beispiel, wie man richtig auf einem Stuhl posiert: Man hängt lässig-entspannt zwischen Arm- und Rückenlehne. Und zwar so, wie man sich nie und nimmer dort reinhängen würde, wenn keine Kamera in der Nähe ist. Der Hintern berührt dabei nur knapp die Sitzfläche und die Füsse sind überdehnt. Hallo Muskelkrampf. Möchte man frontal vor der Kamera knien und gut aussehen, ist der Po weit nach hinten/oben zu strecken.

In Videos demonstriert Danae für die Selbstliebe zudem, was ihre Haut macht, wenn sie auf- und abhüpft – sie hüpft mit, welch Überraschung. Dass die Haut bei Danae aber bescheiden und insgesamt auch viel attraktiver hüpft als beispielsweise bei mir, liegt daran, dass die Frau, egal in welcher Pose, ziemlich perfekt aussieht und es damit sch***-egal ist, in welchen Winkel sie die Kamera stellt. Genau deshalb kann ich die ganze Self-Love-Sache einfach nicht wirklich ernst nehmen. Meine Selbstliebe übe ich deshalb vorerst ohne Kamera weiter und in meinem eigenen Winkel. Den, der niemand einsehen kann.

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