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Album

Es war einmal...

Von: Stine Wetzel

24. Oktober 2017

Ich wurde schon zu einigen Klassentreffen eingeladen. Gegangen bin ich zu einem einzigen. Klassentreffen nach 10 Jahren, nach 20 Jahren – toll, und jetzt? Als wäre es eine Leistung, Zeit vergehen zu lassen. Immerhin macht die Zeit, dass man nicht mehr das kleine Mädchen mit der Kelly-Family-Mütze ist. Da erzählt Peggy von drei Kindern und der Diät ihres Lebens. Hendrick betet seine Geschäftsreisen herunter wie früher das Einmaleins. Melanie ist Assistentin von irgendjemand Wichtigem. Britta ist selbst jemand Wichtiges. Alle machen auf jeden Fall irgendwas ganz Erfolgreiches – weil man an Klassentreffen die beste Version seiner selbst erzählt. Von Dramen will niemand etwas hören – bedrückte Stimmung hat keinen Platz zwischen der obligatorischen Wiedersehensfreude.

Wenn man sich dann die Jahrzehnte, aufgehübscht und im Schnelldurchlauf, erzählt hat, käme die peinliche Stille, weil einen meist nicht mehr verbindet als die Vergangenheit. Immerhin kann man dann noch über die wilde Klassenfahrt nach Prag reden, bei der Tom an der Raststätte verloren ging. Und sich noch einmal auf die Schulter klopfen, weil man die Schule überlebt hat. Manche brauchen diese Treffen mit der Vergangenheit anscheinend zur Selbstvergewisserung. Dafür bin ich nicht alt genug. Vielleicht zum 50-Jährigen dann.

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Leserkommentare

Beat Welti - Ihre Redaktorin hat sich offensichtlich an ihrem (einzigen) Klassentreffen gelangweilt. Aber ist dies Grund genug, die Leserschaft des Tagblatts ihrerseits mit einem langweiligen Bericht zu langweilen?

Vor 6 Jahren 5 Monaten  · 
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