Gabriele Spiller kam 1995 als deutsche Auslandschweizerin von Berlin nach Zürich.

Fitness schafft keine Freunde

Neulich schlenderte ich durch die Stadt und entdeckte pünktlich zum Jahresbeginn «motivierende» Werbeplakate für eine Fitnesskette. Knackige junge Menschen turnten da auf Steps herum. «Meine Grenzen kennen lernen. Und neue Freunde» hiess es aufmunternd. Meine Grenzen lerne ich beim Fitnesstraining zwar regelmässig kennen, vor allem nach zwei Wochen Ferien (womöglich noch auf einem Kreuzfahrtschiff, Buffet sei Dank!).

Mit über 30 Jahren Studioerfahrung darf ich aber anmerken, dass ich beim Training noch nie neue Freunde kennen gelernt habe. Weder in Zürich noch in Berlin. Vielleicht liegts an mir, aber läuft es nicht so ab: Man geht rein, oft schon abgehetzt von der Arbeit, reisst sein Programm runter und schaut, dass man bald Feierabend machen kann. Die Bahnhofshallenatmosphäre der Umkleidekabinen hat mich schon immer gestört, und ich finde es auch nicht reizvoll, noch bei einem Proteindrink an der Rezeption zu verweilen. Und wo wären Menschen stärker auf sich selbst fixiert als beim Stählen ihres Körpers? Wenn ein Blick auf das Gegenüber fällt, dann höchstens auf die schlankere Taille oder den definierteren Bizeps. Chancen sehe ich allenfalls für Romanzen. Aber auch beim Flirten kann man seine Grenzen kennen lernen.

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