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Album

"Frag mich doch...!"

Von: Anselm Burr

04. August 2015

Ich bin mit dem Velo auf dem Heimweg vom See. Unsanft touchiere ich den Randstein. Zu Hause angekommen, ist der Reifen platt. Zwei grosse Löcher kommen zutage. Zum Glück habe ich noch zwei Flicken. Erinnerungen an die Kindheit und Jugend werden wach: gelernt ist gelernt! Um wieder gerüstet zu sein, rasch noch zum Brunaupark, neue Flicken kaufen. An der Kasse muss ich warten. Ein älterer Herr gibt gerade sein Velo mit Kindersitz (fürs Enkelkind?) zur Reparatur. Auch er: Platten! Die junge Mitarbeiterin sagt, er müsse das Velo ein paar Tage da lassen. Der zuständige Monteur sei in den Ferien. Mein «Kollege» tut mir leid. 4 Tage aufs Velo verzichten – und das im Sommer! Die beiden kommen zum Schluss, man müsse wohl das ganze Rad ausbauen, um den Pneu zu flicken. Schwierig bei einem E-Bike!

Jetzt verlass ich die Rolle des Zuhörers: «Das geht auch ohne Ausbau», sage ich und zeige meine schwarzen Hände. «Gerade eben habe ich mein Fahrrad repariert.» Auch Herr Z. kommt aus der Reserve. Er sei Lehrer gewesen, erzählt er. Vor jeder längeren Fahrt habe er mit seinen Schülerinnen und Schülern geübt, wie man einen Platten flickt. Das sei aber lange her . . . Ich schau ihn an – er ist mir so sympathisch! Mir liegt schon auf der Zunge zu sagen: «Machen wirs doch gleich, hier, jetzt, gemeinsam!» Ich sage den Satz nicht. Er soll mich fragen! Warum tut er es nicht? Er füllt den Abholschein aus . . . und wir verpassen ein Erlebnis jenseits des Üblichen. Schade eigentlich. Ich hätts gerne gemacht. Hätte ich es deutlicher sagen müssen? Ich glaube, ich wollte, dass er seinen Teil am Risiko in der Begegnung trägt. Vielleicht wären wir dann Freunde geworden?

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