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Album

Gabriele Spiller kam 1995 als deutsche Auslandschweizerin von Berlin nach Zürich.

Freiheit hat ihren Preis

Von: Gabriele Spiller

07. Juni 2016

Neulich sass ich mit Zürcher Freunden in Berlin zusammen. Sie sind dorthin gezogen, weil sie sich als Künstler die Ateliermieten in der Limmatstadt oder überhaupt so eine grosse Werkstatt mit Garten für ihre Skulpturen nicht mehr leisten konnten. Nun restaurieren sie in mühsamer Eigenleistung ein Häuschen, nicht ganz zentral, aber doch angebunden und auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten. Das freut mich.

Sie hätten, erzählten sie mir, Bekannten aus der Berliner Künstlerszene die Freundschaft aufkündigen müssen, da diese immer nur jammerten. Weil sie nicht genug Geld bekämen, vom Staat versteht sich, und weil ihre Rente so gering ausfallen würde – kein Wunder, sie zahlen ja nichts ein. Ähnliche Erfahrungen machte ein junger Zürcher Architekt, der sich in Berlin niedergelassen hat, dort aber den Sinn für das Gemeinwesen und die Selbstverantwortung vermisst. «Warum soll ich den Kot meines Hundes wegputzen», würden seine Nachbarn sagen, «ich zahl doch Hundesteuer.» Andere argumentieren, warum Radio- und TV-Gebühren zahlen, die bringen doch sowieso nur Mist. Die Radfahrer meinen, an der Ampel müssten sie nicht halten. Und in der S-Bahn breitet man sich auf mindestens zwei Sitzplätzen aus. Ganz so weit ist Zürich davon leider nicht entfernt.

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