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Doris Fiala, FDP-Nationalrätin. Bild: PD

Gefühlte Angst und reale Bedrohung

Von: Doris Fiala

20. Juli 2016

Einige unter Ihnen mögen sich wohl noch daran erinnern, wie viel sicherer sie sich gefühlt haben vor 30 oder 40 Jahren. Die Welt war damals im Grunde zwar nicht mehr «in Ordnung» als heute; wir hatten einfach andere, vielleicht auch mehr Existenzprobleme und waren weniger global und mehr auf die Schweiz fokussiert. Wir wussten weniger über dramatische internationale Ereignisse.

Die Welt ist fast ein Dorf geworden: Jeder weiss zu jeder Zeit fast alles über alles. Terror und Katastrophen erleben wir virtuell andauernd. Das Unwissen von früher hatte unsere Seelen und unseren Geist geschont. Besonders soziale Netzwerke berichten in jedem Augenblick aktuell und zudem auch noch mit schockierenden Bildern über das, was uns dann grosse Sorgen bereitet, mag es auch noch so weit weg von unserer Realität geschehen sein. Wir fühlen grosse Bedrohung. Für uns ist Angst real, auch wenn sie allenfalls nur gefühlt ist.

Verunsicherungen dürfen gerade wir Politiker nicht kleinreden. Wenn ich Ihnen sachlich zu vermitteln suche, dass zum Beispiel Angst vor Flüchtlingen oder Terror eher irrational ist in der Schweiz, ziehe ich allenfalls Ihren Zorn auf mich, weil Sie sich nicht ernst genommen fühlen. Die Wochenzeitung «Die Zeit» schrieb kürzlich: «Flüchtlinge kommen, Terror hört nicht auf, die Amerikaner ziehen sich zurück und die Russen attackieren!» Diese schwarze Stimmung wird noch verstärkt, wenn Politiker dunkle Emotionen populistisch für sich nutzen. Alles von aussen Kommende, alles Fremde kann Angst machen, auch weil wir es nicht beeinflussen können. Darum braucht es Vorbilder, welche die Wirklichkeit positiv annehmen und uns bewusst machen, dass zwar nichts perfekt ist, aber vieles in der Schweiz, glücklicherweise, bei weitem auch nicht so bedrohlich ist, wie wir es auf allen Kanälen erfahren.

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