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Album

Gelassener Süden, verlässlicher Norden

Von: Clarissa Rohrbach

25. April 2017

Am Wochenende war ich in Lugano, meiner Heimat. Ich hatte vergessen, wie warm sich das Tessin anfühlt, nicht nur klimatisch, sondern vor allem menschlich. Der Schaffner, der Kellner und sogar der Fremde auf der Strasse lassen Witze fallen, mit Charme und Gelassenheit. Diese unsichtbaren Schranken, die Deutschschweizer einhalten, um dem anderen ja nicht zu nahe zu treten, existieren nicht. Man spricht sich an, komplizenhaft und unkompliziert, wird willkommen geheissen als Teil der Gemeinschaft (sofern man Italienisch spricht). Doch nach genauer Betrachtung merkt man: Die netten Kommentare bleiben an der Oberfläche. Nach dem obligaten Witz, um gute Stimmung zu schaffen, ist man sich doch fremd. Da ist vielleicht die Verlässlichkeit, mit der sich Deutschschweizer nach der ersten langen Annäherungsphase um ihre Bekannte widmen, fast mehr wert. Doch schliesslich macht es keinen Sinn, die zwei Kulturen aneinander zu messen. Tessiner und Deutschschweizer sind anders, das macht den Reichtum der Schweiz aus. Aber gut zu wissen, dass 200 Kilometer und ein Bergmassiv südlicher ein bisschen Wärme auf einen wartet.

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