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Album

Greta hasst mich

Von: Christian Messikommer

29. Juli 2019

Ich bin eben mit meiner 16-jährigen Tochter nach vier Wochen USA aus dem Flieger gestiegen. 5 Kilo schwerer vom üppigen Essen und doch erleichtert, dass alles gut gelaufen ist. Meine Tochter hat mir ein völlig neues Lebensgefühl vermittelt: Bisher dachte ich, dass man sich Sehenswürdigkeiten ansieht. Falsch. Meine Tochter hat mir vorgemacht, dass man ihnen den Rücken zudreht, dabei ein Selfie macht, und wenn das gut geworden ist, würdigt man die Attraktion keines Blickes mehr und schreitet von dannen. Moderne Teenager haben übrigens alle mindestens 15 Standard-Gesichtsausdrücke drauf, mit denen sie sich ablichten. Die Palette reicht von schmollendem Kleinkind bis hin zur strahlenden Disney-Prinzessin. Ich habe mich am zweiten Abend beim heimlichen Üben ertappt, mich danach geschämt und es seither sein lassen. Am 4. Juli feierten die US-Amerikaner ihr Brexit-Jubiläum, und wir waren mittendrin.

Zillionen von Fahnen sind geflogen, die Leute trugen Kleider mit Stars & Stripes und feierten den Verrat an Britannien mit Parade, Hotdog-Wettessen und Feuerwerk und tranken zu all dem viel Bier. Meine Extrapfunde – ich nenne sie «erotische Schwungmasse» – habe ich mir mit den saftigsten Steaks der Welt angefuttert. Ausserdem haben die USA das beste und grösste Steaksaucen-Sortiment des Planeten. Die Auswahl ist ehrfurchteinflössend, genauso wie die Bedienung motiviert ist und die Plastiksäcke gratis sind. Auch die bei uns verbotenen PVC-Trinkhalme gibt es dort eimerweise. Und während Klimaschutzaktivisten schon bald wieder jeden Freitag für eine bessere Welt die Schule schwänzen, liebäugle ich seit unserer Rückkehr mit der Anschaffung einer Klimaanlage für unsere Dachwohnung. Ich bin sicher, Greta würde mich hassen.

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