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Album

Grosse Gipsliebe

Von: Rita Angelone

30. März 2021

Die Angelones

Ich weiss nicht, wie Sie es hatten, aber ich wollte als Kind immer einen Gips haben! Ich fand es faszinierend, wie meine Mitschüler mit einem Gipsarm oder Gipsbein im Zentrum der Aufmerksamkeit stan- den. Ich beneidete sie um all die Unterschriften, Kritzeleien und mehr oder weniger versteckten Liebesbekundungen, die sie auf ihren Gips erhielten, und um die Hilfsbereitschaft, die ihnen von allen Seiten zuteil wurde.

Am liebsten hätte ich ein Gipsbein gehabt mit herausragenden nackten Zehen. In diesem Fall wären nämlich auch Krücken dazugekommen, was den Coolness-Faktor enorm erhöhte.Ich wäre aber auch mit einem Gips- arm sehr zufrieden gewesen. Aller- dings nur mit einer minimalistischen schwarzen Armschlinge.

Leider blieb mir dieser Wunsch vergönnt. Denn während meine Schweizer Schulfreunde des öfteren etwas brachen und sich mit einem Gips schmücken durften, passierte mir nie etwas Gröberes. Wie auch? Als Seconda trieb ich damals nur halb so viel Sport wie meine Mit- schüler und schon gar nicht im Winter, wenn sich am meisten Arm- und Beinbrüche ereigneten. Das Einzige, was ich schaffte, war ein läppischer Bruch des kleinen Fingers, der völlig unspektakulär beim Ballspielen passierte und für dessen Heilung kein richtiger Gips vonnöten war. Nicht einmal eine chice schwarze Schlinge erhielt ich, sondern ein riesiges blaues, total uncooles Dreieckstuch mit Blumen- muster, um den Finger ruhig zu lagern. Von Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft seitens meiner Kollegen gar nicht zu reden.

All diese Erinnerungen sind mir in den letzten paar Wochen immer wieder durch den Kopf geschwirrt. Und zwar beim Anblick des Unterarmgipses unseres Kleinen. Unnötig zu erwähnen, dass auch seiner voller Unterschriften, Kritzeleien und vielleicht auch mehr oder weniger versteckter Liebes­bekundungen war!

Blog: www.dieangelones.ch

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