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Guter Pelz
Von: Clarissa Rohrbach
Ja, ich habe einen Pelz. Bevor Sie mich jetzt verurteilen, muss ich erklären, wie es zu diesem Kauf kam. Es war Herbst, die Tage wurden gerade kälter, als ich in der Zeitung las, dass in der Schweiz zur Bestandsregulierung rund 30 000 Rotfüchse pro Jahr getötet werden. Von diesen verarbeiten Kürschner nur 15 Prozent zu Pelz, der Rest wird verbrannt. «Was für eine Verschwendung!», dachte ich mir. Um den Füchsen meine Wertschätzung zu zeigen, kaufte ich mir also den Pelz. Das Problem: ich habe ihn nie angezogen, die Hetze ist zu gross. Ich müsste ja jedem Tierschützer, der mich böse anschaut, die Sache erklären mit den Rotfüchsen und der Bestandsregulierung. Die würden aber gar nicht zuhören. Weil Pelz, egal welcher, von vornherein schlecht ist. Das ist wie bei SVP-Politikern, die grundsätzlich gegen Einbürgerungen sind, egal ob es sich um einen Secondo der dritten Generation handelt, der Schweizerischer ist als sie selber. Gegen solch undifferenzierte Vorurteile kann man nicht argumentieren, denn sie sind tief verankert in einer Ideologie, die den Verstand verseucht. Mein Pelz wird wohl weiterhin ungenutzt in der Garderobe hängen. Von der Zensur der Pauschaldenker zu einem Schattenleben verurteilt.
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