Album
Halt die Klappe, Mister Eis!
Von: Marianne Weissberg
Als ich einzog, wollte ich einen Eisschrank wie meine Sorella. In ihrem würden die Sachen ewig halten, rühmte sie. Er sei jedoch ein wenig laut . . . Er wird ja nicht mit mir reden wollen, dachte ich und schaffte den 10-Stern-Eisschrank an. Ja, ich nenne ihn Eisschrank, nicht neumödisch Kühlschrank. «Da merkt man, dass du alt bist», unkte Harry. «Hoffentlich, wer alt ist, kann aus Erfahrung reden», stellte ich klar. Bald merkte ich, dass es aus der Küche gurgelte, pfiff, brummte. Doch das Wichtigste ist ja, dass das Ding super kühlt, oder?
Und wirklich, ich muss nichts mehr wegwerfen, weil verdorben. Beziehungsweise, ich darf n i e mehr etwas wegwerfen. In Mr. Eis ist alles so pickelhart konserviert wie Mammut im ewigen Eis. Neulich klagte meine Sorella, dass eine einjährige Tomate sie jedes Mal vorwurfsvoll ansehe, wenn sie in den Eisschrank gucke. Bei mir ist es eine Cremeschnitte, Jahrgang 13. Wenn man also einen Zuvielkauf gemacht hat, hat man buchstäblich den Salat. Für immer. Als ich gestern genervt das Display verstellte, damit er nicht mehr görpst, blinkte er wie eine scharfe Bombe, und ich kriegte Panik. Ich h a s s e Mr. Eis! Und er hasst mich. «Haben Sie noch liebe, alte Eisschrankmodelle, die die Klappe halten?», fragte ich den Hersteller. So was Blödes wolle niemand, erklärte man. Doch ich, Frau «Vintage» Weissberg!
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