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Album

Heilig?

Von: Rita Angelone

13. April 2021

Die Angelones

Als kürzlich eine junge Schweizer Musikerin in einer TV-Sendung auf ihren recht freizügigen Instagram- Auftritt angesprochen wurde, antwortete sie sinngemäss, dass dieser im Vergleich zu anderen geradezu heilig sei. Obwohl ich sie erfrischend sympathisch finde und ihre Musik mag, hat mich ihre nonchalante Antwort etwas irritiert. Können wir Dinge tatsächlich auf so einfache Art rechtfertigen? Ist etwas alleine deshalb weniger fragwürdig oder bedenklich, weil es von anderen in einer exzessiveren Form gemacht wird?

Doch: Habe ich das nicht auch schon gesagt? In der Tat – auch ich ertappe mich hin und wieder, wie ich mich selber bei gewissen Verhaltensweisen im Vergleich zu anderen als «geradezu heilig» betrachte. Zu viel Fleisch konsumieren? Zu viel Geld ausgeben? Zu viel Auto fahren? Zu oft fliegen? Zu viel Zeit am Handy hän- gen? Zu viel Plastik verbrauchen? Zu viel Süsses essen? Zu viel Alkohol trinken? Nein, easy, im Vergleich zu anderen bin ich doch geradezu heilig!

Alles gut also? Nicht wirklich. Ist es nicht etwas selbstbetrügerisch, sich an grösserem Übel zu orientieren? Und was bedeutet das für mich als Mutter? Soll ich – jetzt mal laut gedacht – zum Beispiel finden, dass Energy Drinks, Nahrungsergänzungsmittel, Rauchen und Kiffen bei Jugendlichen gegenüber Alkohol, Anabolika oder Crack und Koks geradezu heilig sind? Dass eine Schlägerei oder freizügige Selfies auf den Socials geradezu heilig sind im Vergleich zu einer Messerstecherei oder einem Porno? Hilft diese vergleichende Rechtfertigungshaltung teilweise nicht vielleicht sogar mit, dass gewisse Hemmschwellen weiter sinken und Dinge plötzlich normal respektive als «geradezu heilig» betrachtet werden, die einst noch undenkbar oder zumindest fragwürdig waren? Wie in so vielen anderen Fragen auch muss ich mich natürlich als Mutter in erster Linie selbst hinterfragen. Wenn es andere Vorbilder wie etwa Musiker/-innen auch tun, umso besser.

Blog: www.dieangelones.ch

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