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Album

"Herr, lass es bitte Hirn regnen!"

Von: Maja Zivadinovic

15. Januar 2016

Maja tratscht.

Ich habe mich noch nicht erholt, suche nach Erklärungen, will junge Erwachsene nicht aufgeben. Nach letztem Donnerstag sehe ich aber schwarz. Das, nachdem ich mir auf SRF 1 die Dok «Mein Körper – mein Werk» von Hanspeter Bäni angesehen habe. Ich bin grosser Fan von Bäni. Weil mich seine Werke stets berühren, zum Nachdenken und Lachen bringen. Bäni war es, der die Schweizerin Katharina mit der Kamera begleitet hat, als sie die Sicherheit und den Luxus der Schweiz gegen ein Leben in Bangangté tauschte, wo sie nun als Reine Katharina mit einem dubiosen Prinzen namens Marcelin unter primitivsten Bedingungen haust. Marcelin hat ein Alkoholproblem. Katharina regelmässig Malaria. Nun gut.

Zurück zu meiner Fassungslosigkeit. Letzten Donnerstag porträtierte Bäni drei junge Menschen, die dem Fitnesswahn verfallen sind. So lernen wir das Paar Jenny Dietschweiler und Miguel Bieger kennen. Die zwei verbindet ihre Sportsucht, die sie in einer XL-Muckibude in Schlieren ausleben. Da geht das Paar gemeinsam hin, wenn es grad zusammen ist. Ihre On-off-Beziehung wird von Wettkämpfen regiert. Trainiert Jenny für die Miss-Bodybuilding-Wahl, hats für Miguel keinen Platz. Statt Trübsal zu blasen, streichelt er dann halt einfach ein anderes Baby. Sein Auto. Bis Jenny wieder ankommt. Dann reden sie wieder über Ernährung, Fett, Proteine und Poulet. Andere Interessen haben sie laut eigener Aussage keine. Genauso wie Alessandro Stambene, der dritte Kandidat des Films. Alessandro macht, statt mit der Familie Znacht zu essen, in seinem Zimmer Liegestützen und Kniebeugen. Wenn die drei für unsere Zukunft stehen, will ich mich für zum Beispiel Bendrit aussprechen. Weil uns Wohlstandsbauch und Hirn längerfristig weiter bringen als Muckis und Oberflächlichkeit.

Klatschkolumnistin Maja Zivadinovic ist Redaktorin bei Tilllate und «20 Minuten».

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Leserkommentare

Volker Sprung - So pauschal sollte man nicht urteilen.
Das sollte jeder Mensch für sich entscheiden, wie er leben möchte.

Vor 8 Jahren 1 Monat  · 
Noch nicht bewertet.