Christian Messikommer ist Journalist, verheiratet und Vater zweier Töchter.

Im freien Fall

Meine Tochter und ich flanieren am Züri-Fäscht über den Sechseläutenplatz, als sie auf diesen superhohen Freefall-Turm zeigt und beiläufig fragt: «Machen wir den?» Aus einer Laune heraus sage ich: «Klar.» Ein Fehler. Schon schleppt sie mich durch das Gedränge zur Kasse. 30 Franken später stehen wir in der Schlange und können zigmal zuschauen, wie andere ihr Leben der Rummelplatz-Attraktion anver- trauen. Mein Mut schwindet, je näher ich dem Höllenritt komme. Dann werden wir festgeschnallt, und schon schraubt sich das Ding nach oben, bis wir hoch über der Stadt thronen. Wie ich aus 80 Meter Höhe nach unten blicke, wird mir bewusst, dass man keine Überlebenschance hätte, wenn . . . In diesem Moment klinken die Sitze aus. Aaaaaaaalle schrien. Die zwei Sekunden freier Fall dehnen sich ewig, und dann bremst das Ding und setzt uns sanft am Ausgangspunkt ab. Jede und jeder grinst. Nicht, weils so toll war, sondern weil alle froh sind, noch am Leben zu sein. Adrenalingeflutet und mit wackligen Beinen machen wir uns vom Acker. Nein, ich habe mir nicht in die Hose gemacht. Dafür hat der Krampf gesorgt, der sich erst in sicherer Entfernung löste.

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