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Album

Inner-Zürich und Ausser-Zürich

Von: Richard Späh

17. Mai 2016

Wir haben in der Schweiz politisch zweierlei Gattungen: die Urban-Intellektuellen und die Landei-Rückständigen. Zur zweiten Gruppe will niemand gehören, aber ich gestehe: Ich war dabei, am 106. Kantonal-Schwingfest in Watt bei Regensdorf.

Zusammen mit 6500 kunterbunten Fans aus der ganzen Schweiz habe ich hochzufrieden eine politisch unkorrekte Bratwurst genossen. Die 2 Meter hohen und 1 Meter breiten Hünen im Sägemehl wären unter anderen Umständen furchteinflössend gewesen, aber am Schwingfest muss niemand Angst haben. Überhaupt war das Fest sehr harmonisch. Bundesrat Ueli Maurer erinnerte selbstbewusst an die Schweizer Ur-Traditionen (jassen, schwingen, Ski fahren) und niemand fand das komisch oder deplatziert. Allerlei Politiker waren unterwegs, um ihren Kopf mal wieder zu zeigen, und niemand wurde behelligt. Selbst Jacqueline Badran (SP) durfte im Feindesland von einem Tisch zum anderen gehen und lautstark ihre politische Mission verkünden, ohne dass sie dafür angeblafft worden wäre.

An diesem Volksfest der Gemütlichkeit habe ich mich gefragt, warum nicht alle Feste so sein können. Warum müssen am 1. Mai Jahr für Jahr die Schaufenster des Gewerbes in die Brüche gehen? Warum muss die Polizei auf diesen Feiertag verzichten und Sonderdienst schieben? Am 106. Schwingfest hätten die Polizisten gemütlich eine Stange trinken können, obwohl hochdekorierte Persönlichkeiten anwesend waren. Das ist er eben: der Unterschied zwischen Inner-­Zürich und Ausser-Zürich.

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