Italien-Sehnsucht

Die Angelones

Kaum zu glauben: Meine erste Kolumne habe ich vor zwölf Jahren geschrieben. Damals waren meine Jungs drei- respektive eineinhalb Jahre alt und wir fuhren in jenem Sommer erstmals zu viert nach Italien. Auf Familienferien im Mezzogiorno hatten wir lange verzichtet, um die Kinder nicht unnötig zu stressen. In jenem Sommer glaubten wir unsere Buben aber robust genug, um das Abenteuer Ferien in Italien optimistisch angehen zu können. Na ja, die Ferien verliefen wie Familienferien mit Kleinkindern halt so verlaufen: Von Dolce Vita und dolce far niente keine Spur. Schön waren sie trotzdem, weil jede Reise zu meinen Eltern in den Süden immer auch eine Reise zu meinen Wurzeln war, zurück in meine eigene unbeschwerte Kindheit und Jugendzeit.

Obwohl unsere Jungs nun längst (welt-)reisetauglich wären, verbringen wir aufgrund der nach wie vor unlustigen Lage unsere Ferien ganz bewusst zum zweiten Mal in Folge in einheimischen Gefilden. Auch wenn wir die Schweiz lieben und ausserordentlich schön finden, so ist da aber doch diese unbändige Sehnsucht nach Sommerferien in Bella Italia, die vor allem mein südländisches Herz fast zerreisst. Es ist zwar ein schwacher Trost, aber wir sind nicht die Einzigen, die diese «Krankheit des schmerzlichen Verlangens» nach Italien verspüren. Schon Goethe kannte dieses Gefühl, als er vom «Land, wo die Zitronen blühn» schwärmte. Auch Generationen von Schweizerinnen und Schweizern erhielten in ihrer Jugend eine süchtig machende Dosis Italianità verpasst und kennen dieses brennende Verlangen, das durch die ersten Ferien am Meer, den ersten Ferienflirt, die italienische Musik und nicht zuletzt durch die italienische Küche geprägt wurde. Kennen Sie diese Italien-Sehnsucht auch?

So oder so wünsche ich Ihnen einen wunderbaren Sommer – carissimi saluti e a presto!

Rita Angelone hat zwei Kinder und schreibt jede Woche über den ganz normalen Wahnsinn ihres Familienalltags.

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