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Je mehr, desto weniger
Von: Rita Angelone
Die Angelones
Sie kennen den Begriff der umgekehrten Proportionalität. Also, wenn ein Wert grösser und der andere im gleichen Verhältnis dazu kleiner wird. Genau so verhält es sich mit dem Alter von Kindern und der Freiheit von Eltern. Sind die Kinder klein, kann man sich recht einfach Freiräume verschaffen, indem man sie ganztags in die Krippe bringt. Die Organisation des eigenen Arbeitsalltags gelingt in dieser Zeit ganz gut. Doch werden die Kinder älter und starten mit dem Kindergarten, fängt das Phänomen der umgekehrten Proportionalität langsam zu greifen an: Das eine Kind hat an den einen Tagen nachmittags frei, das andere natürlich genau an den anderen. Treten die Kinder später in die Schule über, wirkt sich die umgekehrte Proportionalität noch stärker aus. Nun hat das eine Kind zusätzlich am einen Tag Frühunterricht und das andere am anderen. Dafür kehrt das erste Kind nachmittags wieder früher nach Hause zurück, während das zweite nun länger Schule hat.
Normale Arbeitszeiten einzuhalten, ist bei einem solchen Schulsystem schier unmöglich, und zu denken, dass sich mit dem Übertritt in die Oberstufe etwas ändern würde, naiv. So wie es aussieht, entfaltet das Phänomen der umgekehrten Proportionalität genau in dieser Phase seine grösste Wirkung: An jedem einzelnen Wochentag haben meine beiden Oberstufen-Jungs verschiedene Tagespläne. Von frühmorgens bis spätabends herrscht in der Casa Angelone ein emsiges Kommen und Gehen. Parallel dazu sind meine Freiräume in dieser ersten Schul- woche gegen null geschrumpft.
Mein Traum einer Ganztagesschule in der Oberstufe und damit verbunden mehr Freiraum für mich, um meiner eigentlichen Tätigkeit nachzugehen, ist geplatzt. Stattdessen führe ich einen 24-Stunden-Hotelbetrieb mit warmer Küche und Concierge-Service.
Blog: www.dieangelones.ch
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Leserkommentare
Nicole Bertsch - Bei uns ist das anders.
Der Gymi-Junge bleibt am Mittag in der Schule und isst da. Wenn er mal früher fertig ist am Nachmittag, dann kommt er heim und macht die Aufgaben. Ob wir dann hier sind oder nicht, arbeiten müssen oder nicht, das ist egal.
In der Sek,
mehr anzeigen ... an welcher ich Präsidentin bin, haben wir auch einen Mittagstisch.
In der Primarschule haben wir Mittagstisch und Hort. Aber auch unsere 10jährige ist selbstständig und bleibt auch gerne mal ein wenig alleine zuhause, wenn wir mal nicht da sind.
Wann sie gehen und kommen und Training, Musik und Religion - das haben wir alles in einer Excel-Liste zusammengestellt. Die ganze Familie hat diese Liste. So schauen wir Eltern beide, dass wir uns etwas organisieren, um die Kinder zu unterstützen. So geht das prima.