Marianne Weissberg analysiert mit vollreifer Chuzpe ihr meschuggenes Leben in Zwingli-City.

Kalte Schnauzen?

Kürzlich wurde ich von einem Turbomami gestoppt, ihr Kind brauche Hundekontakt. Das Suseli baute sich vor meiner alten Hundedame auf und gellte: «Sitz!» Hätte ich sagen sollen: «Verpisst euch, ihr aufdringlichen Bulldoggen?» Aber ist es nicht so, dass wir uns oft um Ehrlichkeit drücken? Gestern rief ein Freund an und erklärte, seine Ex wolle ihn endlich zurück. Spontan rief ich: «Nebbich. Seit vier Jahren höre ich von diesem elenden Gschleik. Keine gute Frau möchte so einen Jammerlappen. Genauso wirkst du auf mich.» Er lachte verlegen, will darüber nachdenken. Ja, ich bin für Einmischung, auch bei Höchstpersönlichem! Doch dann neulich der Bekannte, der meinte, man solle einen kranken Hund sofort einschläfern, sei ja bloss ein Hund, kein Mensch. Und ich Feige sagte bloss: «Hast ja recht.» Danach war ich total deprimiert, war das nun Ehrlichkeit oder eher Kaltschnäuzigkeit gewesen? Letztere will ich nicht hören. Oder selber verbreiten. Doch wer definiert eigentlich den Unterschied?

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