mobile Navigation

Album

Lieber Gölä statt Street-Parade

Von: Maja Zivadinovic

16. August 2016

Maja tratscht.

17 Jahre ist es her, dass ich das erste Mal an der Street-Parade war. Ich trug weisse Handschuhe, Plateau-Sneakers von Buffalo, einen viel zu kurzen Rock und ein Trägershirt, auf dem «Prinzässli» stand. Hielt ich für deepen Shit. Mein Vater auch. Einfach anders. Ich erinnere mich an seine Skrupel, mich so aus dem Haus zu lassen. Dass ich, kaum fiel die elterliche Tür ins Schloss, das Shirt dann auch noch knapp unter der Brust zu einem bauchfreien Top umwandelte, konnte der arme Tropf ja nicht wissen.

Wir reisten, wie es sich für Teenager gehört, in einer riesigen Gruppe an. Mein Schwarm war ebenfalls dabei. Von meinen Gefühlen wusste er nichts. Dafür baggerte mich der, der nur selten eine abkriegte, ständig an. An der Rentenwiese angekommen, warteten wir aufs erste Love-Mobile, während wir uns mit fetten Wasserpistolen nass spritzten. Links und rechts von uns tanzten Halbnackte, die als Engelchen, Teufelchen, Sonnenblumen oder Marienkäfer verkleidet waren. Viele von ihnen hatten einen Nuggi im Mund und farbige Linsen auf den Pupillen. Wir konnten es kaum erwarten, bis die wummernden Lastwagen einfuhren, auf denen Grössen wie DJ ­Tatana, Sir Colin und Dani S. auflegten. Sogar DJ Bobo wusste mit seinen Danceklassikern zu begeistern. Zumindest mich. Was ich nie im Leben zugab. Weil Bobo schon damals bei den Coolen als uncool galt.

Letzten Samstag jedenfalls feierte die Street-Parade ihr 25-jähriges Bestehen. Ohne mich. Weil mir DJs wie Tanja La Croix und Mr. Da-Nos nicht egaler sein könnten. Und weil mich heute das neue Video von Gölä zum Song «D’Stärne» viel mehr berührt als jeder House- oder Trance-Track dieser Welt. Mega uncool eigentlich. Das Coole am Erwachsensein ist aber, dass man herrlich über der eigenen Uncoolness stehen kann. I love Gölä. Und das ist super so.

Maja Zivadinovic ist Kolumnistin und freie Journalistin.

Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan vom Tagblatt der Stadt Zürich

zurück zu Album

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare