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Album

Lob an die Agglo

Von: Jan Strobel, Redaktor

02. Mai 2019

Klartext

Neulich sass ich in einem Café im Kreis 4, als das Wort fiel, bei dem so mancher Stadtzürcher verächtlich zu schnauben beginnt: «Agglo». «Jedes Wochenende ist es dasselbe», meinte mein Tischnachbar, «die Agglos überschwemmen unsere Stadt, sie kommen mit dem Auto aus dem Aargau oder aus Uster hierher und machen die Strassen zum Ballermann.» Für Menschen, die es sich in ihrer wohlig-urbanen Blase gemütlich gemacht haben, herrscht in der Agglo, dem «Speckgürtel», der ewige Winter der Geschmacklosigkeit und des Schmarotzertums. Sie setzen eigentlich nur einen Fuss dorthin, wenn sie mal ein Ikea-Möbel brauchen oder die Eltern besuchen gehen. Zürich schleifte seine Stadtbefestigung schrittweise bis 1878; in vielen Köpfen aber scheint sie immer noch zu bestehen. Dabei wäre die Stadt Zürich ohne die Agglo und ihre Bewohner mit ihrer Vielfältigkeit kaum die Erfolgsgeschichte, die sie ist. Gemäss Statistik Stadt Zürich stammen 65 Prozent der Wertschöpfung der Stadt Zürich von Erwerbstätigen, die nicht in der Stadt wohnen. Pendler erwirtschafteten über 40 Milliarden Franken. Es wäre also längst an der Zeit, die Agglo als festen und vor allem wichtigen Bestandteil des urbanen Zürcher Lebens zu würdigen.

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