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Album

Mein Alltag im ÖV

Von: Ginger Hebel

22. Mai 2018

Ich bin ein Stadtmensch. Ich wohne und arbeite in der City und gehe mit dem ÖV zur Arbeit. Ich fahre Tram, Zug, Bus, ich steige ein und schaue raus, ganz bewusst. Ich gebe mir Mühe, aus dem Fenster zu schauen statt nur ins Smartphone, denn nur so bekomme ich mit, was sich in Zürich gerade tut. Ich geniesse die Rolle der stillen Beobachterin. Da ist die alte Dame mit dem Gehstock, die immer zur Rush Hour ins Tram steigt mit bis zum Rand gefüllten Einkaufstaschen. Sie schimpft Tag für Tag wie ein Rohrspatz, wenn die Pendler drängeln. Da sind die Mütter, die ihre Kleinkinder an der Hand führen und sie in aller Seelenruhe aussteigen lassen, die in ihrer Trotzphase aber nicht aussteigen wollen. Wo ich mich frage, warum die Mamis sie denn nicht raustragen, sondern lieber alle aufhalten. Ich gebe den Sitz frei für den betagten Herrn, der aber aufsteht, solange das Tram noch fährt, aus Angst, nicht rechtzeitig rauszukommen, und beinahe stürzt, als es bremst. Da ist der Alkoholiker vom Stauffacher, der seinen alten Hund jedes Mal fast im Tram vergisst, weil er ihn nie an die Leine nimmt. Für den ich jedes Mal den Türknopf drücke, damit er aussteigen kann, und er mich anschaut, mit seinen müden, treuen Augen, als würde er mir danke sagen. Genau diese Nähe zu Menschen, die mir ja fremd sind, macht meinen Arbeitsweg interessant, dem ÖV sei Dank!

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