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«Mohr» oder nicht «Mohr»?

Von: Sacha Beuth

13. April 2021

Für seine Absicht, grundsätzlich gegen Rassismus im öffentlichen Raum vorzugehen, verdient der Stadtrat ohne Frage Lob. Auch und vor allem, wenn er dies wie angekündigt mit Fingerspitzengefühl umsetzt und als rassistisch taxierte Inschriften und Wandmalereien an Gebäuden nicht nur entfernen, sondern – wenn sinnvoll und möglich – in den historischen Kontext setzen will. Auf diese Weise kann Kulturgut erhalten bleiben, ohne andere zu diskriminieren. Allerdings sind Zweifel erlaubt, ob bei der Entfernung von «Zum Mohrenkopf» oder «Zum Mohrentanz» der Hebel an der richtigen Stelle angesetzt wird beziehungsweise ob hier überhaupt Rassismus vorliegt.

Bei der Erstellung der Inschriften war das Wort «Mohr» laut Stadtarchiv in erster Linie eine (nicht per se abwertende) Bezeichnung für einen Menschen mit dunkler Hautfarbe (abgeleitet vom Wort «Maure»). Abgesehen davon benutzt heute praktisch niemand mehr dieses Wort, selbst zur Diskriminierung nicht. Fällt es doch, ist in der Regel eine Süssspeise und nicht ein Mensch afrikanischer Herkunft gemeint. Die Inschriften zu entfernen dürfte somit kaum zur Rassismus-Reduzierung beitragen.

Trotzdem lohnt es sich, über das Zeichen, das der Stadtrat damit setzen will, nachzudenken. Vielleicht wird man dadurch ja vorsichtiger, welche Bezeichnungen man für Mitmenschen anderer Herkunft oder Religion benutzt.

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