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Offensiver Modus gefordert
Von: Bernhard im Oberdorf
Vor zehn Jahren schrieb ich in meiner ersten Kolumne hier noch bissig: Man könne gleich mit dem Penaltyschiessen beginnen, weil es ohnehin nach Verlängerung null zu null stehe. Tage später kam es auch beim Achtelfinal der Schweiz gegen die Ukraine so heraus: Zwei Jahre danach bei der EM in der Schweiz, für die das teure Zürcher Letzigrundstadion wegen bloss dreier Vorrundenspiele rechtzeitig fertig werden musste, kam der sarkastische, spassig gemeinte Sparvorschlag: Man könne sich das Torgestänge sparen, weil es keine Tore gebe. Die Mehrheit der Vorrundenspiele endete torlos.
Wenn immer mehr auf Vorsicht gespielt wird, fehlen die dramatischen Spiele, oft hält Langeweile Einzug ins Stadion. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass bei Punktgleichheit in Gruppenspielen die Direktbegegnung zählt und nicht die Tordifferenz: nur nicht verlieren. So droht in der Gruppenphase viel vorzeitig entschieden zu sein. Bei der EM in der Schweiz konnten die Schweizer die Fahnen schon nach zwei Spielen einrollen: Sie konnten es wegen der Direktbegegnungen nicht mehr auf den zweiten Platz schaffen. Ebenso trostlos ist es, wenn es an der EM keinen kleinen Final um den dritten Platz gibt: Man wolle die Verlierer des Halbfinals nicht belohnen, heisst es. Aber bitte: Die Verlierer haben oft den schöneren Fussball gespielt und unglücklich gegen das langweilige Kalkül verloren. Der verlorene EM-Achtelfinal der Schweizer spricht Bände.
Ein Lichtblick ist die Aufstockung auf 24 Länder und dass die besten Drittplatzierten weiterkommen. Das bescherte jenes dramatische Drei-zu-drei der Portugiesen gegen die Ungarn, sodass Portugal wegen mehr geschossener Tore weiterkam. Doch schon im Achtelfinal gegen Kroatien herrschte wieder Tristesse mit einem Eins-zu-null nach Verlängerung in einem öden Spiel: Der Minimalismus der schlechteren Lusitanier wurde belohnt.
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