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Album

Pfui Märchen!

Von: Rita Angelone

05. Dezember 2017

Die Angelones.

Seit rund zehn Jahren erzähle ich meinen Jungs jeden Abend eine Geschichte. Fällt die gemeinsame Märchenstunde einmal aus, weil einer der Buben krank oder einfach viel zu müde ist, so fehlt uns dieses lieb gewonnene Ritual sehr. Unser Familienleben wäre nicht dasselbe, unsere Jungs wären nicht die gleichen ohne all die Geschichten, in die wir zu dritt eng beieinander sitzend auf dem Bett eingetaucht sind.

Geschichten und Märchen sind bereichernd für Kinder, und sie sind laut Experten wichtig für die kindliche Frühentwicklung und für die Bildung von Urvertrauen. Über Märchen lernen Kinder, sich in andere hineinzuversetzen, sich mit anderen zu freuen und zu leiden. Und ganz nebenbei lernen sie auch Literatur kennen. Doch nun wollen gewisse Kreise Märchen verbieten, denn sie transportierten patriarchale Geschlechterrollen und vermittelten frauenverachtende Botschaften. Zum Beispiel dann, wenn Prinzen Prinzessinnen mit Küssen weckten, die – um Himmels willen! – nicht einvernehmlich seien.

Dass Grimm’sche Märchen erotische Botschaften enthalten, das ist nun wirklich nichts Neues. Längst wissen wir, dass ihre Märchen ursprünglich für Erwachsene geschrieben und erst später für Kinder umgeschrieben wurden. Dass sie jetzt auch noch frauenverachtend sein sollen, das möchten wohl einfach gewisse Kreise finden, die ständig auf der Suche nach neuen Missständen sind, an denen sie sich die Zähne ausbeissen können.

Meine Jungs werden also vor lauter erzählten Märchen zu frauenverachtenden Unholden? So ein Quatsch! Viel eher glaube ich, dass frauenverachtende Übeltäter als Kinder eben genau viel zu wenig Märchen gelesen haben . . . Ganz abgesehen davon, dass es zig Märchen gibt, in denen Frauen die wahren Heldinnen sind. Aber davon wollen diese Kreise nichts wissen, denn es geht ihnen ja nur darum, die Ursache allen Übels dieser Welt bei den bösen Männern zu finden.

Rita Angelone (49) hat zwei Kinder (11 und 9).

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